Jetzt sieht sich Donald Trump selbst auch noch als Messias! Das komplett verrückte neue Trump-Video im Volltext und mit Erklärungen!
„Gott schuf Trump'“. Mit diesen Worten hat Ex-US-Präsident Donald Trump ein komplett irres neues Video auf seiner Plattform „Truth Social“ geteilt. Aus guten Gründen verbietet es sich eigentlich, längere Manifeste der extremen Rechten im Volltext zu veröffentlichen. Es besteht immer die Gefahr, so selbst Positionen der äußersten Rechten populär zu machen. Doch dieses Video ist einerseits so kaputt und andererseits so bezeichnend, dass ich es euch nicht vorenthalten möchte.
Denn Trump macht sich mit diesem Video nun selbst zum Jesus-gleichen Erlöser für seine Anhänger:innen. Doch selbstverständlich wird der Text hier nicht unkommentiert veröffentlicht. Hier also das komplette neue Video samt Erklärungen und Einordnungen!
Das Video im Volltext mit Erklärungen!
„Und am 14. Juni 1946 schaute Gott auf sein geplantes Paradies herab und sagte: Ich brauche einen Verwalter. Also gab Gott uns Trump.
Gott sagte, Ich brauche jemanden, der bereit ist, vor dem Morgengrauen aufzustehen. Der dieses Land repariert. Der den ganzen Tag arbeitet. Der die Marxisten bekämpft. Der Abendessen isst. Dann ins Oval Office geht und bis nach Mitternacht bei einem Treffen der Staatschefs bleibt. Also schuf Gott Trump.“
[[Trump zielt mit diesem Video offensichtlich und sehr bewusst auf streng religiöse und evangelikale Kreise in den USA. Die sind eine wichtige Kern-Zielgruppe der Republikanischen Partei. Gleich zu Beginn wird Trump als harter Arbeiter dargestellt. Dazu kommt sofort ein Frontalangriff auf die Linke.
Die Geschichte vom harten Arbeiter soll vermutlich bekannte Fakten über Trump entschärfen. Denn tatsächlich gibt es zahlreiche Aussagen dazu, dass Trump im Weißen Haus, freundlich formuliert, nicht besonders arbeitseifrig war. Damit die Story nicht zu unglaubwürdig wirkt, kommt dann noch die Geschichte vom Abendessen. Und gleichzeitig gibt es auch noch den menschlichen Touch.]
Das Video zum Ansehen hier auf dem Twitter/X-Account der evangelikalen Ideologin Paula White-Cain.
„Ich brauche jemanden mit Waffen, stark genug, um mit dem Tiefen Staat zu ringen, und doch sanft genug, um sein eigenes Enkelkind zur Welt zu bringen.“
[Im Original heißt es hier: „I need somebody with arms, strong enough“. Es könnte also „mit Armen“ oder „mit Waffen“ heißen. Die Doppelbedeung wurde zweifellos bewusst eingesetzt, wird doch gleich danach von Trumps Enkelkind gesprochen. Doch im Kontext der US-Debatte um den privaten Waffenbesitz ist hier die Übersetzung „mit Waffen“ wohl deutlich passender.
Der Begriff „Tiefer Staat“ war ursprünglich ein Versuch, geheimdienstliche und militärische Strukturen in bestimmten Staaten zu beschreiben, etwa in der Türkei. Extreme Rechte in den USA und international haben diesen Begriff allerdings in den letzten Jahren verstärkt aufgegriffen und verschwörungsideologisch gedreht. Trump ist für sie der Erlöser, der den angeblichen „Tiefen Staat“ bekämpfen würde. Damit meinen sie beispielsweise Verschwörungsideologien wie QAnon und Pizzagate.
Es ist die völlig verrückte Behauptung, dass Liberale in den USA Kinder entführen würden, um Ihnen einen Stoff namens Adrenochrom zu entnehmen. Zentrum sei der Keller einer Pizzeria in Washington – obwohl dieses Restaurant gar keinen Keller hat. Ein anonymer Insider im Weißen Haus mit der Sicherheitsfreigabe „Q“ wüsste mehr darüber (daher Q-Anon). Trump sei angeblich gesandt worden, um Pizzagate zu beenden und den „Tiefen Staat“ zu bekämpfen. Es ist nichts anderes als die alte antisemitische Behauptung vom Kinderdiebstahl im neuen Gewand.
Wie Trump sein eigenes Enkelkind zur Welt gebracht haben soll, sei übrigens der Fantasie der Leser:innen überlassen. Diese absurde Behauptung folgt dazu auch einer sehr patriachalen Logik: Nicht etwa deren Mutter hätte die Kinder zur Welt gebracht, sondern Trump als – gottgesandter – Patriach der Familie.]
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Es folgen weitere klassische Verschwörungserzählungen
„Jemanden, der Leute verärgert. Der das streitsüchtige Weltwirtschaftsforum zähmt. Hungrig nach Hause kommt. Warten muss, bis die First Lady mit dem Mittagessen mit Freunden fertig ist. Dann den Damen sagt, dass sie sicher bleiben und bald wiederkommen sollen und es auch so meint. Deshalb hat uns Gott hat Trump gegeben.“
[Einerseits wieder der „Human Touch“. Trump, der sich angeblich um Frauen sorgt, rücksichtsvoll ist und ein gutes Verhältnis zu seiner Frau hat. Und dazu eine zentrale Verschwörungserzählung.
Das Weltwirtschaftsforum (WEF) ist ein regelmäßiges Treffen wirtschaftlicher und politischer Eliten. Linke machen seit Jahren dagegen mobil, in Österreich etwa gab es Anfang der 2000er Jahre mehrere große Demonstrationen gegen das Regionaltreffen des WEF in Salzburg. Doch extreme Rechte haben hier eine ganz andere Agenda, sie verbreiten wüste Verschwörungserzählungen.
Sie unterstellen dem WEF, verantwortlich für den sogenannten „Great Reset“ zu sein. Es ist die derzeit vermutlich einflussreichste Verschwörungsideologie extrem rechter Kreise. Denn es ist eine Meta-Verschwörung, wo ganz viele andere Elemente eingebunden werden können, etwa die Pandemie, Homophobie, der Kampf gegen die Rechte von trans* Menschen, Antisemitismus und Rassismus.
Ausgangspunkt dieser Verschwörungserzählung war das Buch „Covid-19: Der große Umbruch“ (Englisch: „Great Reset“) von WEF-Gründer Klaus Schwab. Es ist kurz nach Beginn der Pandemie erschienen. Rechte Kreise behaupten nun, dass diese Pandemie geplant worden wäre und sprechen von einer „Plandemie“. Das ist natürlich Unsinn.
Diese Verschwörungserzählung behauptet nun, dass eine geheime Weltregierung der kapitalistischen Eliten daran arbeiten würde, die Welt egalitär und quasi kommunistisch zu machen. Der offensichtliche logische Widerspruch stört dabei niemanden. Das Buch von Klaus Schwab selbst ist übrigens eher schnarchig. Doch vermutlich hat es ohnehin niemand in diesen Kreisen gelesen.]
Trumps Problem mit den vielen Prozessen
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„Ich brauche jemanden, der eine Axt formen, aber ein Schwert schwingen kann. Wer hatte den Mut, einen Fuß in Nordkorea zu setzen? Wer kann mit dem zu Gold verflüssigten Teer des Sandes Geld verdienen? Wer versteht den Unterschied zwischen Zöllen und Inflation? Wir werden diese 40-Stunden-Woche bis Dienstagmittag abschließen, aber dann noch 72 Stunden dranhängen. Also hat Gott Trump erschaffen.“
[Hier wird Trump einerseits als mutiger Außenpolitiker dargestellt. Und andererseits als hart arbeitender Wirtschaftsfachmann, der es geschafft hätte, viel Geld zu verdienen. Es ist offensichtlich der Versuch einer Antwort auf die Prozesse, denen sich Trump aktuell stellen muss. Vor einem Gericht in New York wird ihm aktuell vorgeworfen, dass er seit vielen Jahren betrogen hätte, um sein Vermögen zu vermehren.]
„Gott brauchte jemanden, der bereit war, in die Höhle der Vipern zu gehen. Die Fake News für ihre Zungen entlarven, die scharf wie Schlangen sind. Das Gift der Vipern ist auf ihren Lippen. Und doch. Halt! Also schuf Gott Trump.“
[Die altbekannte Verschwörungserzählung von Trump. Medien, die kritisch über ihn berichten würden, würden angeblich „Fake News“ verbreiten. Netter Versuch.]
„Gott sagte: Ich brauche jemanden, der stark und mutig ist, der sich nicht vor den Wölfen fürchtet, wenn sie einen Mann angreifen, der sich um die Herde kümmert. Einen Hirten für die Menschen, der sie nie verlässt und nicht im Stich lässt. Ich brauche den fleißigsten Arbeiter, der den Weg geht und stark im Glauben bleibt und den Glauben an Gott und das Land kennt.“
[Der Hirte ist im Christentum eine weitverbreitete Bezeichnung für Jesus Christus. Laut der Bibel nennt sich Jesus selbst „der gute Hirte“ (Johannes 10,11.14). Hier zeigt sich erneut, wie sehr dieses Video offensichtlich auf christliche und evangelikale Kreise abzielt.]
Umweltzerstörung und Rassismus
„Jemanden, der bereit ist, zu bohren, die Produktion und amerikanische Arbeitsplätze wiederherzustellen. Das Land zu bewirtschaften. Unsere Grenzen zu sichern. Unser Militär aufzubauen.“
[Mit dem Bohren ist vermutlich die Suche nach Erdöl und vor allem Erdgas in den USA durch das sogenannte „Fracking“ gemeint. Klimaschützer:innen kritisieren dieses Verfahren als sehr gefährlich, wo mit hohem Druck Flüssigkeit ins Erdreich gepumpt wird. In Österreich ist Fracking noch erlaubt, in Deutschland ist es bereits verboten. Der Rest ist die übliche Trump-Rhetorik.]
„Den ganzen Tag gegen das System ankämpfen und eine harte Arbeitswoche mit dem Besuch der Kirche am Sonntag abschließen. Und dann dreht sich sein ältester Sohn um und sagt: Papa, lass uns Amerika wieder groß machen [Im Original: „Make America great again“]. Papa, lass uns wieder ein Land aufbauen, um das uns die Welt beneidet. Also schuf Gott Trump.“
[Am Schluss wieder der Human Touch und Trump als angeblich geliebter Familienvater. Dazu wird Trump hier als Kämpfer gegen „das System“ dargestellt. Durchaus kurios, immerhin gibt es wohl wenige Menschen in den USA, die so sehr Teil „des Systems“ sind wie der Multimillionär und Republikaner Trump. Trump wird hier abschließend erneut als gläubiger und guter Christ dargestellt. Es ist in Anbetracht seiner langen Prostitutionshistorie eine zumindest gewagte Ansage.]
Das gesamte Video ist ziemlich verrückt. Dass Trump buchstäblich nichts zu dumm ist, ist schon lange bekannt. Doch dass sich Donald Trump nun selbst samt Verschwörungserzählungen auch noch als neuer Messias darstellen will, das ist nochmals eine ganz neue Nummer.
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