Tausende Menschen sind bei der Budapest-Pride für gleiche Rechte und gegen das Orbán-Regime auf die Straße gegangen. Bei der rechten Gegendemo waren nur knapp 20 Männer.
- Michael Bonvalot aus Budapest
Ein Meer von Regenbogen-Fahnen tauchte am Samstag die Altstadt von Budapest in ein besonders buntes Licht. Etliche tausend Menschen marschierten von der Innenstadt über die berühmte Andrássy-Prachtstraße zum großen Abschlusskonzert im Stadtwäldchen von Budapest. Der Marsch stand in diesem Jahr unter dem Motto „Nimm dir deine Zukunft zurück“.
Musik von mehreren LKWs sorgte bei strahlendem Sonnenschein zusätzlich für gute Stimmung auf der Parade. Besonders präsent waren im Zug neben den allgegenwärtigen Regenbogen-Fahnen auch zahlreiche Trans*-Fahnen in Blau, Rosa und Weiß.
Allgegenwärtig auf der Parade waren Schilder und Symbole gegen die ungarische Rechts-Regierung. Erst am 9. Juni ging in Budapest die Wahl zum Bürgermeister:innen-Amt über die Bühne, die linken und liberalen Anti-Regierungskräfte gewannen mit einem Vorsprung von wenigen Dutzend Stimmen. Dazu kam die EU-Wahl, deshalb hingen auch noch am Wochenende zahlreiche Wahlplakate der verschiedenen Parteien überall in der Stadt. Das spornte offensichtlich die Kreativität an.
So wurden auf der Parade auch mehrere Wahlplakate der FIDESZ-Partei von Premierminister Viktor Orbán mitgetragen – allerdings kreativ verändert. Darunter waren etwa Plakat der bekannten Politiker:innen Benedek Zsolt und Alexandra Szentkirályi.
Die politische Opposition war dagegen eher wenig auffällig. Die liberale Momentum-Partei stellte einen LKW, die sozialdemokratische Demokratische Koalition (DK) war ebenfalls präsent. Mit einem kleinen Block marschierte auch die linke Szikra auf der Parade, sie stellt gegenwärtig einen Abgeordneten im Parlament. Die zweite sozialdemokratische Partei, die Ungarische Sozialistische Partei (MSZP), war dagegen ebenso wenig sichtbar wie die beiden Grün-Parteien Dialog und LMP.
Vor allem die LMP wäre allerdings wohl ohnehin kaum willkommen gewesen: Bei den Bürger:innenmeisterwahlen hatte sie den offiziell unabhängigen Dávid Vitézy unterstützt. Real war Vitézy aber der Kandidat der FIDESZ.
Der rechte Gegenprotest geht in die Hose
Doch von den Wahlen der vergangenen Wochen ließen sich die zahlreichen Teilnehmer:innen offensichtlich nicht die Laune und das Feiern verderben. In einem auffälligen Gegensatz zur guten Stimmung auf der Parade stand ein rechter Gegenprotest, an dem gerade einmal rund 20 Personen teilnahmen – soweit ich es wahrnehmen konnte, ausschließlich Männer. Beim Eingang zum Stadtwäldchen versuchten Mitglieder der extrem rechten „Jugendbewegung 64 Komitate“ einen Protest gegen die Parade.
Der Name der Organisation bezieht sich auf die 64 Regionen von Großungarn vor 1918.der Protest ging allerdings gehörig in die Hose. Der Mini-Aufmarsch fand, weitgehend unbemerkt, an einem Eck des Platzes statt. Und nachdem offenbar sogar die eigenen Mitglieder keinen Sinn mehr darin sahen, unhörbare Parolen zu brüllen, wurde irgendwann einfach nur noch das Megaphon auf Sirenenwarnung geschalten. Doch auch das wollte nicht so richtig klappen: Entweder waren die Batterien oder das Gerät zu schwach.
Die meisten Teilnehmer:innen der Parade nahmen den rechten Mini-Aufmarsch vermutlich nicht einmal wahr. Relativ bald zogen die Rechten dann auch unverrichteter Dinge wieder ab. Währenddessen begann im Stadtwäldchen die große Party mit Musik und Ansprachen erst so richtig.
Die Veranstalter:innen freuten sich nach der Parade über „riesige Menschenmengen“ und „wundervolle Menschen“. Und sie mobilisieren auch schon für die 30.Pride-Parade im Budapest am 28. Juni 2025. Zur Jubiläumsveranstaltung werden bereits jetzt zahlreiche Überraschungen angekündigt.
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