Die ÖVP-dominierte Wirtschaftskammer lässt die nächste Bombe platzen. Der erste Tag im Krankenstand soll nicht mehr bezahlt werden, fordert Wirtschaftskammer-Boss Buchmüller.

So viele Krankenstände wie in den vergangenen Jahren hätte er „in vier Jahrzehnten als Arbeitgeber nicht erlebt“, jammert Peter Buchmüller, der Präsident der Wirtschaftskammer Salzburg. Während der Pandemie seien die Zahlen in die Höhe gegangen, danach nicht wieder hinunter, sagt er gegenüber den Salzburger Nachrichten (€ Paywall).

Doch statt zu überlegen, warum offenbar immer mehr Menschen krank werden, hat der hochrangige ÖVP-Funktionär eine andere Forderung: Er will erreichen, dass der erste Tag im Krankenstand künftig überhaupt nicht mehr bezahlt wird. Einzig Arbeitsunfälle sollen ausgenommen werden.

Die Aussagen des hochrangigen Funktionärs im ÖVP-Wirtschaftsbund haben überregionale Bedeutung. Denn Buchmüller ist österreichweiter Chef-Lohnverhandler der Unternehmer-Seite, nach eigenen Angaben ist er damit für insgesamt rund 750.000 Beschäftigte zuständig.

Was ist daran „sozial verträglich“?

Laut Buchmüller seien Lohnkürzungen bei Krankenständen „ein sozial verträglicher Ansatz, der helfen würde, Kurzzeitkrankenstände erheblich zu reduzieren“ und angeblichen „Missbrauch zu verhindern“. Was das tatsächlich bedeuten würde, zeigt allerdings bereits die Aussage des Wirtschaftskammer-Mannes. Denn eine Reduktion von Kurzzeit-Krankenständen hieße im Klartext: Menschen sollen auch arbeiten gehen müssen, wenn sie krank sind. Und die geforderte Lohnkürzung betrifft natürlich auch nicht nur „Kurzzeit-Krankenstände“.

Denn auch bei längeren Erkrankungen würde ja dann der erste Tag nicht mehr bezahlt. Was daran „sozial verträglich“ sein soll, erklärt der Unternehmer:innen-Vertreter leider nicht.

Buchmüller besitzt übrigens selbst zwei Supermärkte in Hof bei Salzburg sowie in Großgmain – der Handel ist eine klassische Niedriglohnbranche, wo vor allem Frauen und Menschen mit Migrationsbiografie arbeiten. Dazu besitzt er laut Unternehmensseite auch noch einen Gasthof sowie ein Taxiunternehmen. Beide Betriebe sind verpachtet, es sind ebenfalls Niedriglohnbranchen.

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Extraprofite für Unternehmen – eine Katastrophe für die Beschäftigten

Tatsächlich geht es hier vor allem darum, dass Unternehmer:innen satte Extra-Profite machen würden, wenn sie weniger für den Krankenstand bezahlen müssten. Das sagt auch Buchmüller ganz offen, der gleichzeitig Obmann des Salzburger ÖVP-Wirtschaftsbundes ist. Österreichs Unternehmen würden derzeit jährlich rund 3,2 Milliarden Euro bei Krankheiten und Unfällen ihrer Beschäftigten zuzahlen. „Es könnten auch nur 2,5 Milliarden sein“, wünscht sich Buchmüller.

Das würde bedeuten, dass mit einem Schlag fast ein Viertel weniger Budget für Krankenstände und Arbeitsunfälle zur Verfügung stünde. Für viele Menschen wäre das eine soziale Katastrophe.

Aus der FPÖ tönt es ganz ähnlich

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Angriffe auf das Recht auf Krankenstand kommen übrigens auch von der FPÖ immer wieder. So forderte etwa Eduard Fischer, Vorarlberger Landesobmann der FPÖ-Organisation „Freie Wirtschaft“ (FW), die Einführung eines „Teilkrankenstandes“. In „Wirtschaft aktiv“ schrieb er, dass so „die Krankengeld-Auszahlungen stark reduziert werden könnten“. Und in einer Publikation des FPÖ-Atterseekreises forderte der einschlägig bekannte Journalist Andreas Unterberger bereits 2015: „Der erste Tag jedes Krankenstand wird als Urlaubstag gewertet.“

Dazu wünscht sich Unterberger noch etliche weitere brutale Sozialabbau-Maßnahmen. Alle, die das anders sehen würden, seien „linke Träumer“. Während einschlägige Unternehmer:innen und ihre Lobby laufend Angriffe auf die Rechte der Beschäftigten starten, scheint es vielen von ihnen selbst ganz gut zu gehen.

So heißt es etwa auf der Website von Wirtschaftskammer-Boss Buchmüller: „Er ist längst an jenem Punkt angekommen, an dem er ausschließlich das macht, was im Spaß und Freude bereitet.“ Ob das auch die Beschäftigten in seinen Supermärkten sagen können?

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