Der Prozess gegen die Neonazi-Terrororganisation NSU hat mittlerweile über 270 Verhandlungstage. Die ZeugInnen sterben wie die Fliegen, dennoch gibt es offenbar wenig Interesse an der Suche nach möglichen Hintermännern.

Der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) ist verantwortlich für den Tod von zumindest zehn Menschen. Es gibt starke Beweise für eine enge Zusammenarbeit der Terrororganisation mit dem deutschen Verfassungsschutz (VS) sowie für weitere Hintermänner. Der bisherige Prozessverlauf gegen den NSU lässt allerdings darauf schließen, dass die Suche nach diesen möglichen Hintermänner kaum Priorität genießt.

Das ist äußerst auffällig, denn zu untersuchen gäbe es genug. So ist im Februar etwa bereits der fünfte potentielle Zeuge verstorben, die Umstände des Ablebens sind zumeist fragwürdig. Es gab über die gesamte Mordserie hinweg immer wieder gut dokumentierte Kontakte von Personen rund um den NSU zu verschiedenen Geheimdiensten. So sind unmittelbar vor der Verhaftung von Beate Zschäpe insgesamt 18 (!) Anrufe aus dem sächsischen Innenministerium sowie aus der Polizeidirektion Südwestsachsen bei ihr registriert. In weiterer Folge vernichtete der VS zahlreiche Akten.

Unklar ist auch, inwieweit PolizistInnen, die Mitglieder des Ku Klux Klan waren, auch dem NSU nahe stande. Auch hierfür gibt es Indizien. Ebenfalls unklar ist die Rolle des Verfassungschützers Andreas Temme, der sogar anwesend war, als in einem Internetcafé in Kassel Halit Yozgat vom NSU mit zwei Kopfschüssen ermordet wurde.

Ebenfalls stark sind die Hinweise auf weitere NS-Terrorzellen. Die hervorragend gemachte Bildreportage „Weisse Wölfe“ ist hier sehr aufschlussreich und informativ.

Eine restlose Aufklärung des rechten Terrors sowie der Verflechtungen mit den bundesdeutschen Geheimdiensten scheint unter all diesen Gesichtspunkten dringend geboten.


 Zum Weiterlesen:

Michael Bonvalot auf Vice.com: Die Spitzel kommen (mit einem Abschnitt zur Zusammenarbeit zwischen VS und NSU)

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