Carlo Pedersoli, besser bekannt unter seinem Künstlernamen Bud Spencer, ist am Montagabend in Rom verstorben. Für Millionen von Kindern, auch für mich, waren seine Filme prägend und eine gern und oft gesehene Unterhaltung.
Vor allem die 1970er und 1980er Jahre waren die große Zeit von Pedersoli und seinen langjährigen Filmpartner Mario Girotti, der den Künstlernamen Terence Hill führte. Gemeinsame Filme wie „Zwei Himmelhunde auf dem Weg zur Hölle“, „das Krokodil und sein Nilpferd“ oder „Vier Fäuste gegen Rio“ liefen in den Fernsehzimmer Westeuropas auf und ab. Dazu kamen auch Einzelproduktionen von Bud Spencer, am bekanntesten wohl „Sie nannten ihn Mücke“.
Die Rahmenhandlung ist austauschbar
Alle Filme laufen eigentlich nach dem gleichen Muster ab: Bud Spencer ist ein mürrischer Mann, der mit einer gewissen Bauernschläue agiert. In jenen Filmen, wo auch Terence Hill mitspielt, gibt dieser die gewitzte und oft betrügerische Ergänzung.
Die Handlung des jeweiligen Films ist dabei allerdings ohnehin eher irrelevant und letztlich auch austauschbar. Sie dient zumeist nur als Umgebung für den eigentlichen Kern jedes Bud Spencer Films, nämlich eine schier unendliche Anzahl von Schlägereien. Spencer und Hill haben dabei ihren Spaß mit ihren zahlenmäßig zumeist weit überlegenen Gegnern.
Die Gegner von Spencer und Hill werden zumeist nur sehr schematisch gezeichnet. Klischees werden reproduziert, die Feinde der beiden sind zumeist dümmlich und es schleicht sich der Eindruck ein, dass sie ihre Schläge ohnehin mehr oder weniger verdient hätten.
Egal wie weh es tut, es tut nie weh
Auffallend ist, dass trotz brutaler Schlägereien eigentlich nie jemand wirklich zu Schaden kommt. Spencer und Hill sind ohnehin de facto unverwundbar, doch auch ihre Gegner stehen fröhlich wieder auf und stürzen sich ins Getümmel, nachdem sie gerade mit voller Wucht eine Faust ins Gesicht bekommen hatten.
Dieses Muster ähnelt sehr der Zeichentrickfilm-Serie Tom und Jerry, die in der gleichen Zeit sehr populär war, heute aber kaum noch gezeigt wird. Bei diesen Comics wurde immer wieder von pädagogischer Seite die Intensität der Gewalt-Szenen kritisiert. Bei den Filmen von Bud Spencer wird hier oft weit milder geurteilt, obwohl es hier sogar reale Personen sind, die in die Gewalthandlungen involviert sind.
Bud Spencer schlägt sich auch für Berlusconi
Die Person hinter Bud Spencer, Carlo Pedersoli, war zweifellos intelligent. Er war nicht nur Schauspieler, sondern auch Drehbuchautor, Modedesigner, Erfinder und Fabrikant. Wir dürfen also durchaus davon ausgehen, dass er um die Wirkung seiner Filme und der Bilder wusste, die er reproduzierte.
Pedersoli betätigte sich auch als politischer Aktivist. Im Jahr 2005 trat er bei den italienischen Regionalwahlen für die damalige Regierungspartei Forza Italia an. FI ist bis heute die Partei des rechten Mafia-Freunds Silvio Berlusconi, der auch immer wieder Sympathien für den faschistischen Diktator Benito Mussolini äußerte. Aufgrund des schlechten Ergebnisses für Forza Italia erreichte Pedersoli damals allerdings kein Mandat.
Die politischen Sympathien von Pedersoli sollten dabei nicht unabhängig von seinem filmischen Wirken gesehen werden. Die Unverfrorenheit, mit der Berlusconi während seiner Regierungszeit den Staat für sich in Beschlag nahm und das Faustrecht beanspruchte, findet sich in den Filmen von Bud Spencer auf vielfältige Weise wieder.
Welche Bilder wollen wir Kindern vermitteln?
Die Filme von Bud Spencer und Terence Hill sind vor allem gern gesehene Unterhaltung im Nachmittagsprogramm. Vor allem Kinder sehen die Filme sehr gern – wer älter wird, dem wird die Handlung dann zumeist denn doch ein wenig zu schlicht.
Gerade Unterhaltung für Kinder sollte aber auch kritisch reflektiert werden. Die Filme von Bud Spencer und Terence Hill zeigen ein bestimmtes Menschenbild, ein bestimmtes Männerbild und ein bestimmtes Rollenbild. Männer lösen ihre Probleme grundsätzlich mit Gewalt, es wird zuerst zugeschlagen und dann werden Fragen gestellt und gleichzeitig kommt durch diese Gewalt offenbar auch nie irgendjemand ernsthaft zu Schaden. Und das sind nicht jene Werte, die wir Kindern vermitteln sollten.