Die katholische Kirche besitzt zahlreiche Medien in Österreich. Die Tageszeitungen „Die Presse“ und „Kleine Zeitung“ sind nur die Spitze des Eisbergs. Es ist geballte Macht. Zweifellos zur Freude der ÖVP.

  • Umfassend aktualisiert im Oktober 2024

Schließlich wurde es doch zu peinlich: Im November 2022 musste sich Chefredakteur und Herausgeber Rainer Nowak bei der Tageszeitung „Die Presse“ zurückziehen. Die damals bekannt gewordenen Chats, wo er sich der ÖVP angedient hatte, waren einfach zu eindeutig.

„Er zeigt sich kooperativ“, hieß es damals in ÖVP-Chats über Nowak. Und: Er hätte bei einem ÖVP-kritischen Artikel „geschaut, dass es kein Seitenaufmacher wird“. Nowak wollte das damals nicht kommentieren. Heftiger Tobak. Dennoch wollte die Styria – die Eigentümerin der Presse – zu Beginn der Affäre noch keinen klaren Schnitt machen.

Irgendwie sind die Linken schuld

Im Gegenteil: Noch am Tag vor Nowaks Rückzug hatte sich Hubert Patterer in der Kleinen Zeitung mit einem Leitartikel zu Wort gemeldet. Der Kleine-Chefredakteur nennt Nowak einen „guten, befreundeten Kollegen“. Der Text zusammengefasst: Die Medien waren zu menschlich, als es um Geflüchtete ging. Nowak war ungeschickt. Und in Wirklichkeit seien linke Journalist:innen die Bösen mit ihrem „Triumphalismus“. Patterer beklagt sich bitter über deren „moralische Aufwallung.“

Die Presse gilt als die bürgerliche Qualitätszeitung in Österreich. Die „Kleine“, die eher den Boulevard bedient, dominiert in ihrem Kerngebiet Steiermark und Kärnten unangefochten den Markt. Und obwohl sich die beiden Tageszeitungen an unterschiedliche Zielgruppen wenden, haben sie etwas Entscheidendes gemeinsam: Die katholische Kirche.

Die Preßvereine sollen die katholische Medienmacht bündeln

Denn sowohl hinter der Presse wie hinter der Kleinen steckt eines der größten österreichischen Medienimperien: Die Kirche. Oder korrekter: Die Styria Media Group. Deren Eigentümer ist zu 98,33 Prozent die „Katholischer Medien Verein Privatstiftung“. Der Rest von 1,67 Prozent bleibt dann ebenfalls in der christlichen Familie: Der gehört dem „Katholischen Medien Verein“.

Tipp: Eine Gesamtauflistung aller österreichischen und internationalen Marken der Styria findet ihr am Ende dieses Artikels.

Der „Medien Verein“, das war früher der „Katholische Preßverein“ der Diözese Graz-Seckau. Gegründet bereits im Jahr 1869. Solche Pressvereine gab oder gibt es in einigen Bundesländern. Sie sollten und sollen dazu dienen, die Medienaktivitäten der katholischen Kirche zu bündeln. Und politisch aktiv zu werden.

Der politische Katholizismus

In der Steiermark etwa wurde der Priester Alois Karlon der erste Leiter des Pressvereins. Dessen Gründung war laut Styria übrigens eine „unmittelbare Konsequenz des ersten steirischen Katholikentags.“ Gleichzeitig war Kirchenmann Karlon auch Abgeordneter für die erzreaktionäre Katholische Volkspartei (KVP) im österreichisch-ungarischen Reichsrat.

Karlons politisches Engagement in der KVP war dabei wieder Einzelfall noch Zufall: Die Pressvereine waren die mediale Stimme des politischen Katholizismus in Österreich. (Für alle, die es ganz genau wissen wollen, findet sich hier eine Geschichte des katholisch-konservativen Lagers in der Steiermark von 1861 bis 1874.)

Die Traditionslinie des politischen Katholizismus in Österreich zeigt das Beispiel der KVP übrigens fast exemplarisch: Sie ging später in der notorisch antisemitischen Christlichsozialen Partei (CS) auf. Die CS wiederum ist die Partei des Austrofaschismus in Österreich – und hat sich 1945 mit dem deutschnationalen Landbund zur ÖVP vereinigt (der Großteil des Landbunds war zuvor in den 1930er Jahren zur NSDAP gewechselt).

Niederösterreichisches Medienimperium „aus christlichem Geist“

Auch in anderen Bundesländern gibt es einflussreiche Pressevereine: In Tirol wurde aus dem regionalen Pressverein die Tyrolia, bekannt durch die gleichnamige Buchhandelskette. Und in Niederösterreich und dem Burgenland hinterlässt der regionale Pressverein bis heute enorme Spuren.

Das Niederösterreichische Pressehaus ist im Osten Österreichs eine große Nummer: Es gibt unter anderem die einflussreichen Wochenzeitungen Niederösterreichische Nachrichten (NÖN) und Burgenländische Volkszeitung (BVZ) heraus. Die Eigentümer? 80 Prozent gehören dem Pressverein St. Pölten gemeinsam mit der lokalen Diözese.

Und das Ziel des Pressvereins St. Pölten ist eindeutig: „Aus christlichem Geist zur Information und Bildung der Bevölkerung und zur Förderung des Gemeinwohles beizutragen.“ Die restlichen 20 Prozent hält der stockschwarze Raiffeisen-Konzern. Genauer: Der Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien. Die Leser:innen der NÖN und der BVZ sollten sich all das vermutlich ins Gedächtnis rufen, wenn sie eine der beiden Zeitungen das nächste Mal aufschlagen.

Unter dem schwarzen Giebelkreuz

Raiffeisen will den Einfluss im Pressehaus übrigens sogar noch ausbauen: Im Juli 2024 bewilligten die Wettbewerbsbehörden eine Aufstockung der Raiffeisen-Anteile auf 28,6 Prozent. Es wäre ein weiteres Filetstück im Medienimperium der Raiffeisen.

Die erzschwarze Bank ist immerhin schon jetzt Mehrheitseigentümerin des Kurier, hat entscheidenden Einfluss bei der Wochenzeitung Profil und hält dazu zahlreiche weitere Medienbeteiligungen. Vermutlich durchaus zum Wohlgefallen der ÖVP. Apropos Volkspartei!

Die gleiche Adresse wie die Bundes-ÖVP

Besonders auffallend ist auch der Pressverein in der Bundeshauptstadt Wien. Ehemaliges Vorstandsmitglied laut Profil: Der heutige Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP). Seinen Sitz hat der „Wiener Pressverein“ in der noblen Wiener Lichtenfelsgasse 7, gleich gegenüber dem Rathaus. Was für ein Zufall: Es ist gleichzeitig die Adresse der Landes- und Bundeszentrale der ÖVP.

Was dieser Verein tut? Er gibt das Magazin „Freiheit“ heraus, das über die politischen Aktivitäten des ÖVP-Parteibundes ÖAAB informiert. „Auf Basis der christlichen Soziallehre“ wie es seitens des Pressvereins heißt. Offiziell aber ist die „Freiheit“ ein ganz und gar unabhängiges Magazin. Das hilft offenbar auch beim Keilen vor Inseraten, etwa von ÖVP-nahen Firmen oder Organisationen.

Allein im Jahr 2018 sollen es laut Profil geschätzte 188.500 Euro gewesen sein. Wieviel die Inserate tatsächlich gebracht haben und wohin das Geld gewandert ist? Das muss nicht transparent gemacht werden, denn offiziell hat der Pressverein ja nichts mit der ÖVP zu tun. Wie praktisch.

Die versteckte Macht der Kirchenzeitungen

Völlig unterschätzt wird in der breiteren Öffentlichkeit oft der Einfluss der verschiedenen Kirchen- und Pfarrzeitungen. Doch hier geht es um enorme Auflagenhöhen. So haben allein die acht Zeitungen der Diözesen nach eigenen Angaben eine wöchentliche Gesamtauflage von über 120.000 Stück. Dazu kommt die „Nedelja“ (Der Sonntag) für die slowenisch-sprachige Minderheit, die von der Diözese Gurk-Klagenfurt herausgegeben wird. Und dafür gibt es dann auch noch Presseförderung.

So kassierte die katholische Kirche für ihre Wochenzeitungen allein 2024 eine Presseförderung von insgesamt rund 500.000 Euro. Keine Riesensumme, doch: Hier wird religiöse Propaganda staatlich gefördert. Und gerade die katholische Kirche hat nun wirklich genug Geld.

Filetstück von Gottes Gnaden

Doch zurück zur Styria, dem Filetstück der katholischen Medienpolitik in Österreich. Denn Presse und Kleine sind keineswegs die einzigen Medien im Besitz der steirischen Mediengruppe. Von enormer Bedeutung sind etwa auch die Regionalmedien des Konzerns.

Da sind vor allem die BezirksBlätter sowie die Bezirkszeitung in Wien. Diese Formate gibt die Styria mit der befreundeten Moser Holding heraus – mit der die Styria zahlreiche gemeinsame Unternehmensbeteiligungen hält. Moser ist übrigens selbst ein Big Player: Der Holding gehört unter anderem die Tiroler Tageszeitung, die Nr. 1 unter den Kaufzeitungen am Tiroler Zeitungsmarkt.

Enorm einflussreiche lokale Medien

Die Regionalzeitungen der beiden Konzerne werden unter der Dachmarke „RegionalMedien Austria“ (RMA) herausgegeben. Und deren Einfluss ist enorm: Satte 46,6 Prozent der Bevölkerung hat die RMA in den Jahren 2023/24 im Bereich „Wochen- und Monatstitel“ erreicht. Fast die Hälfte der Menschen, die in Österreich wohnen. Die entsprechenden Zahlen hat die Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse im Oktober 2024 veröffentlicht.

Und wer sich schon einmal außerhalb der größeren Städte in Österreich bewegt hat, weiß: Die RMA-Regionalblätter sowie meinbezirk.at sind für viele Menschen die erste Adresse, wenn es um Information über die eigene Region geht. Ab Juni 2024 wird das auch noch viel sichtbarer: Da kündigt die RMA an, dass künftig alle regionalen Nachrichten unter der gemeinsamen Marke „MeinBezirk“ veröffentlicht werden.

Frauen als Zielgruppe, Horoskope als Angebot

Ein weiterer Schwerpunkt der katholischen Gruppe sind Zeitschriften, die sich speziell an Frauen richten. Für diese Zielgruppe hatte die Styria mit Miss, Diva, den Bundesländerinnen-Blättern und der Wienerin früher sogar gleich vier Angebote parat. Im Dezember 2022 hat die Styria dann allerdings die Modezeitschrift Diva (endgültig) und die Wienerin (vorerst) eingestellt.

Danach ging das Frauen-Magazin-Sterben bei der Styria heftig weiter: Im April 2024 erschien die letzte gedruckte Ausgabe der Miss. Die Zeitschrift, an der die Styria 50 Prozent hält, hatte vor allem junge Frauen im Blick. Online gibt es miss.at zwar weiterhin, allerdings wohl eher nur als letzten Rest. So sind bei einem Besuch der Plattform im Oktober 2024 auf der Startseite fast ausschließlich Horoskope zu finden.

Luxus ohne Follower

Neu angekündigt wurde im März 2023 dagegen das Luxusmagazin „Bliss“. Ob das aufgeht, ist allerdings derzeit fraglich. Im Oktober 2024 hat Bliss auf der – für die Zielgruppe zweifellos entscheidenden – Plattform Instagram gerade einmal 1440 Follower.

Und schließlich gibt es die neun Bundesländerzeitungen unter der Dachgruppe „Bundesländerinnen“: Von WienLive-Look bis zur Vorarlbergerin. Mehrheitlich gehören sie der Moser Holding – doch auch da hängt die Styria mit 25,01 Prozent drin.

Wenn die Redaktionsfreiheit bei der Abtreibung endet

Die Wienerin dagegen wurde inzwischen neu aufgestellt und nun ebenfalls den Bundesländerinnen zugeteilt – und ist jetzt als Regionalzeitung für Wien positioniert. Doch gerade bei der Wienerin lohnt ein kurzer Blick in die Vergangenheit. Denn die Zeitschrift zeigt exemplarisch, was katholische Medienmacht bedeutet. Lange Jahre gab sich die renommierte Frauenzeitschrift kritisch-feministisch, nannte sich gar „das Leitmedium für die selbstbestimmte Frau“.

So wirklich selbstbestimmt dürfte das Magazin aber keineswegs immer gewesen sein. Besonders drastisch zeigte sich das im September 2017. Da erschien in der Wienerin ein Kommentar darüber, dass ÖVP und FPÖ eine Statistik über Abtreibungen einführen wollten.

Auslöser: Eine Anfrage der katholischen „Aktion Leben“ an alle Parteien, wie sie zu einer solchen Statistik stehen würden. Die „Aktion Leben“ ist traditionell die Pressure-Group der Kirche gegen das Recht auf Schwangerschaftsabbruch.

Bild; Michael Bonvalot

Wenig später wurde der Artikel allerdings wieder offline genommen. Sehr wohl auf wienerin.at stehen blieb dagegen eine Stellungnahme der „Aktion Leben“ zum Thema.

Eine Welle der Kritik

Der Erklär-Kommentar zur Löschung von Wienerin-Chefredakteurin Barbara Haas war dann auffallend vorsichtig. Einerseits: „Wer die WIENERIN kennt, weiß, dass wir uns seit mehr als 30 Jahren für Frauenrechte stark machen, dass wir gerade über das Thema Selbstbestimmung auch im Sinne von Abtreibungsgesetzen immer wieder berichten und in Kommentaren sehr klar Stellung beziehen.“

Aber andererseits auch: „Und nein, wir sind keine Abtreibungs-Fans, keine Frau, die klar bei Sinnen ist, könnte das sein. Wir haben die US-amerikanische Vorzeige-Feministin Lena Dunham (die wir eigentlich lieben) für ihren mehr als verzichtbaren Abtreibungssager ‚Ich wünschte, ich hätte eine Abtreibung gehabt‘ natürlich kritisiert.“

Die katholische Schere im Kopf

Der Fairness halber: Die Wienerin hatte danach immer wieder unterstützend zur Möglichkeit von Abtreibungen berichtet, etwa mit der Geschichte: „Wie finanziere ich einen Schwangerschaftsabbruch“. (Der Artikel ist heute nicht mehr abrufbar.) Doch in jedem Fall bleibt die Frage im Raum stehen, inwiefern die katholischen Eigentümer:innen Einfluss auf die Berichterstattung genommen haben und nehmen.

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Direkte Kritik an der „Aktion Leben“ – das war jedenfalls offenbar eine rote Linie. Und so etwas wirkt über den Einzelfall hinaus: Alle Journalist:innen, die in Medien der Styria arbeiten, werden den Fall wohl sehr genau beobachtet haben. Die Gefahr: Die Schere im Kopf schneidet dann schon bei der Idee zu einem Artikel.

Was sie alles haben (wollen)

Doch mit Tageszeitungen, Frauen- und Regionalmedien ist die Styria-Liste noch lange nicht am Ende. Die Styria bespielt in Österreich etwa auch drei Radiosender: Antenne Steiermark, Antenne Kärnten sowie das Schlager-Radio Flamingo. Auch hier also wieder die Steiermark und Kärnten – und damit die beiden Schwerpunkt-Bundesländer der Styria. Die beachtlichen Marktanteile im Jahr 2022 laut Standard: Täglich 18 Prozent in der Steiermark, täglich 15 Prozent in Kärnten.

Dazu kommen zahlreiche Online-Plattformen für verschiedene Zielgruppen, etwa in den Sektoren Sport, Ernährung und Gesundheit. Ein besonderes Prunkstück ist dabei die Kleinanzeigen-Plattform willhaben.at, an der die Styria 50 Prozent hält. Die andere Hälfte gehört dem norwegischen Medienkonzern Adevinta (der auch hinter den Ebay Kleinanzeigen steckt).

Einer der größten Medienkonzerne des Landes

Ebenfalls auf der Liste: Mehrere Verlage (Molden, Styria, Pichler, Kneipp), die katholische Wochenzeitschrift Furche oder „Special Interest“-Magazine wie „Hausärzt:in“. Zur Abrundung gibt es etwa die hauseigene Werbe-Vermarktungsplattform Cope. (Monatliche Reichweite in Österreich laut Standard: 82 Prozent der Bevölkerung). Oder die >redmail-Gruppe.

Der Wiener Hauptsitz des Styria-Konzerns mit zahlreichen Marken der Gruppe. Bild: Michael Bonvalot

Die hat sich auf die Hauszustellung von Zeitungen und Werbung spezialisiert. Bei den Zeitungen geht der Kundenkreis übrigens weit über den eigenen Konzern hinaus: So werden etwa auch die Boxen des Gratisblattes Heute in Wien von >redmail befüllt und entleert.

Weit über die Grenzen Österreichs

Mit all ihren Marken und Beteiligungen ist die katholische Styria damit auf Platz vier aller Medienhäuser in Österreich. Geschlagen nur vom ORF, der Red Bull-Gruppe des jüngst verstorbenen Dosen-Milliardärs Dietrich Mateschitz sowie der Mediaprint (Krone, Kurier, Profil). Konzernumsatz laut Standard im Jahr 2021: 293 Millionen Euro.

Ob hier allerdings der gesamte Konzern erfasst ist, ist unklar. Denn laut eigenen Angaben hatte die „Styria Media Group“ 2019 mit insgesamt 70 Unternehmen einen Jahresumsatz von sogar 413 Millionen Euro.

Und das katholische Medienimperium endet nicht an der Landesgrenze. Auch in Kroatien und Slowenien hat der steirische Kirchenkonzern inzwischen zentrale Positionen am Medienmarkt erobert. In Kroatien gibt die Styria sogar zwei Tageszeitungen heraus. Der Focus gerade auf diese beiden Länder ist natürlich kein Zufall. Sie grenzen im Süden an das steirische Stammterritorium des Medienkonzerns.

Wie christlich-politisch ist die Styria?

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Vermutlich werden nicht alle Mitarbeiter:innen der Styria jeden Sonntag brav ihre Hostie beim Pfarrer abholen. Doch die Ausrichtung des Konzerns ist eindeutig. Das zeigt schon der Stiftungszweck der „Katholischer Medien Verein Privatstiftung“, also der Eigentümerin der Styria. Die Stiftung dürfe „ausschließlich gemeinnützige, mildtätige und kirchliche Zwecke“ verfolgen, heißt es.

Aus ihren Erträgen fördert die Stiftung dann „christliche Medienarbeit, insbesondere die Bildung von Medienfachleuten“ sowie „die Herstellung und Verbreitung von Medienwerken aller Art“. Die müssten aber „dem Geist der katholischen Kirche und ihrer Lehre“ dienen.

Um diese zutiefst katholische Ausrichtung wird übrigens auch gar kein Geheimnis gemacht. So wird der katholische Zweck der Styria-Stiftung etwa im Impressum der Presse, der Kleinen Zeitung oder auch der RMA-Regionalmedien offen beschrieben.

Bischof: Styria „mit klarer katholischer Verbindung“

Und auch, wenn es ans Feiern geht, werden eindeutige Botschaften transportiert. Im Jahr 2019 etwa feierte der „Katholischer Medien Verein“ (und damit die Styria) seinen 150. Geburtstag. Der Jubelartikel auf der Website der katholischen Kirche Steiermark beginnt gleich mit einem Zitat des lokalen Bischofs Wilhelm Krautwaschl: Die Styria würde „als erfolgreiche Medienplattform mit klarer katholischer Verbindung eine befreite Vielfalt“ bieten.

Die Bedeutung der Styria zeigte dann auch die Gästeliste bei diesem 150-Jahr-Jubiläum: Extra erwähnt werden in der Aussendung der Styria aus diesem Anlass ausschließlich konservative Politiker: Außenminister und Kurzzeit-Bundeskanzler Alexander Schallenberg, der damalige steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer sowie der ehemalige Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (alle ÖVP). Nagl über die Kleine Zeitung: Die sähe er als „verlässlichen Begleiter von Stadt und Land“.

Extra aus dem Styria-Schwerpunktland Kroatien angereist war übrigens der dortige Außenminister Gordan Grlic Radman. Ideologisch ist auch er eindeutig verortet: Er ist Politiker der rechtskonservativen HDZ, also der kroatischen Schwesterpartei der ÖVP.

Ein Sittenbild

Im Lichte all dessen wird vermutlich auch klar, warum sich die Styria Ende 2022 nicht sofort von Herausgeber Nowak trennen wollte. Denn das Problem der Styria war wohl eher nicht, wie nah sich Nowak und verschiedene Granden der ÖVP standen. Das ist ja ohnehin seit längerem allgemein bekannt. Sondern dass Nowak zum Vorteil seiner ÖVP-Freund:innen offenbar sogar die eigenen Redakteur:innen hintergangen hat – was wohl zu einem Aufschrei in der Presse-Redaktion geführt hat. Und dass er sich bei all dem allzu peinlich erwischen hat lassen.

Nowak – der inzwischen eine führende Funktion bei der Krone hat – ist dabei allerdings ohnehin nur ein Sittenbild. Wer Macht hat, wird sie gegebenenfalls einsetzen – wir erinnern uns an die Episode mit der Geschichte zur Abtreibung in der „Wienerin“. Und es werden Personen in wichtige Funktionen gesetzt, die diese Macht auch projizieren und umsetzen können.

So galt etwa Richard Grasl über viele Jahre als Vertrauensmann der ÖVP im ORF, unter anderem als Chefredakteur des tiefschwarzen Landesstudios Niederösterreich. Den ORF verließ Grasl, nachdem er 2016 als ÖVP-Kandidat nicht genug Stimmen bekommen hatte, um ORF-Generaldirektor zu werden. Inzwischen ist er Geschäftsführer von Kurier und Profil. Auffällig: In den letzten Jahren verließen einige bekannte und kritische Journalist:innen das Profil. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

Die österreichische Medienlandschaft gehört – jenseits des ORF – einigen wenigen privaten Mediengruppen. Die größte davon ist das Netzwerk aus katholischer Kirche und Raiffeisen. Einem Netzwerk mit besten Verbindungen zur ÖVP. Es wäre naiv zu glauben, dass das keinen Einfluss auf die Berichterstattung hätte. Und das ist ein Problem.

Das komplette Medienimperium der Styria

Tageszeitungen

  • Kleine Zeitung
  • Presse
  • Früher: Wirtschaftsblatt, eingestellt 2016

Regionalmedien

  • Mein Bezirk / meinbezirk.at
  • BezirksBlätter (Burgenland, Niederösterreich, Salzburg, Tirol) [gemeinsam mit der Moser Holding]
  • BezirksZeitung (Je ein Blatt für jeden Wiener Bezirk) [gemeinsam mit der Moser Holding]
  • Leben (Monatsmagazine in verschiedenen Bezirken der Steiermark und Kärnten)
  • Der Grazer [gemeinsam mit der Moser Holding]
  • Bundesländerinnen (Wienerin, Kärntner Monat, Unser Salzburg sowie Niederösterreicherin, Burgenländerin Oberösterreicherin, Steirerin, Tirolerin und Vorarlbergerin) [gemeinsam mit der Moser Holding]

Wochen- oder Monatszeitungen sowie unregelmäßig erscheinende Medien

  • Die Furche (Christliche Wochenzeitung)
  • Kleine Kinderzeitung
  • Kleine Pausenzeitung (Schulen)
  • Bliss (Luxusmagazin für Leser:innen bis 40) [Erscheint ab Oktober 2023]
  • Wienerin
  • Miss [gemeinsam mit der schweizerischen Digital Media House Holding AG]
  • Diva [Einstellung mit Ende 2022]
  • Diva Wohnen
  • Dandy (Männermagazin) [Als Beilage für Presse und Diva]
  • Sport Aktiv
  • Hausärzt:in [gemeinsam mit der Moser Holding]

Radiosender

  • Antenne Steiermark
  • Antenne Kärnten
  • Radio Flamingo

Verlage

  • Molden Verlag
  • Kneipp Verlag (nach eigenen Angaben der größte Gesundheitsverlag in Österreich)
  • Styria Verlag
  • Pichler (Kochbuch Verlag)

Online-Plattformen und weitere Firmen und Formate

  • willhaben.at [gemeinsam mit Adevinta]
  • ligaportal.at
  • Futter (Jugendauftritt der Kleinen samt eigenem TV-Auftritt auf A1 Now)
  • ichkoche.at
  • gesund.at [gemeinsam mit der Moser Holding]
  • Ballguide (Video- und Fotodienstleistungen)
  • Cope (Werbe-Vermarktungsplattform)
  • >redmail-Gruppe (Zustellung von Zeitungen und Werbung, Befüllung der Entnahmeboxen für die Gratiszeitung Heute)
  • meinMed.at (Veranstaltungsplattform im Medizinbereich) [gemeinsam mit der Moser Holding]

International:

Kroatien

  • 24sata (Tageszeitung)
  • Večernji list (Tageszeitung)
  • JoomBoos (Youtube-Kanal)
  • Poslovni dnevnik (Wirtschaftsmagazin)
  • missGastro
  • Pixsell (Fotos und Videos)
  • missZdrava (Gesundheit)
  • missMama (Kinder und Mütter)
  • Adriasonara (Medizinische Fachzeitschriften, Slowenien und Kroatien)

Slowenien

  • si (News-Plattform)
  • Pharmonia (Fachmagazin für Mediziner:innen)
  • Over.Net (Plattform für Gesundheitstipps)

Achtung: Diese Auflistung umfasst vor allem die Styria, also das Medienimperium der Erzdiözese Steiermark. Um den medialen Einfluss der katholischen Kirche komplett erfassen zu können, müssten hier noch viele weitere Medien erwähnt werden. Das betrifft etwa die NÖN und die BVZ des Niederösterreichischen Pressehauses, aber auch zahlreiche reichweitenstarke Kirchenzeitungen, die oft mit enormen Summen aus der staatlichen Presseförderung unterstützt werden.

Dieser Artikel wurde im Oktober 2024 umfangreich aktualisiert.

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