Sieben MitarbeiterInnen haben laut einer Basisinitiative ihre Jobs beim Roten Kreuz in Wien verloren. Sie waren zuvor in ihrer Freizeit für bessere Arbeitsbedingungen in der Wohnungslosenhilfe aktiv geworden.

„Leider muss ich dir mitteilen, dass eine nochmalige Anstellung von dir im Rahmen der Wohnungslosenhilfe, Projekt Winterpaket oder Wärmestube, nicht möglich ist.“ Mit dieser lapidaren Absage per E-Mail wurde drei MitarbeiterInnen des Wiener Roten Kreuzes Anfang September mitgeteilt, dass sie in diesem Winter nicht für die Organisation arbeiten dürften. Das E-Mail liegt mir vor.

Alle drei hatten nach ihrer Darstellung zuvor bereits einige Jahre lang für das Rote Kreuz in verschiedenen Winternotquartieren gearbeitet. Dort können wohnungslose Menschen in der kalten Jahreszeit übernachten. Auf Nachfrage hätte die Hausleitung dann erklärt, dass die Absage sogar noch vier weitere KollegInnen betreffen würde.

„Vorfälle und Ereignisse“

Die Begründung des zuständigen Hausleiters per E-Mail allerdings macht stutzig. Die Absage sei von der Bereichsleitung aufgrund „mir nicht im Detail bekannter Vorfälle und Ereignisse“ verfügt worden. Laut der „Initiative Sommerpaket“, die diese Ereignisse jetzt an die Öffentlichkeit bringt, sei auf Nachfrage erklärt worden, dass die Themen „Betriebsrat“ und „Initiative Sommerpaket“ ausschlaggebend für die Nicht-Weiterbeschäftigung seien.

Die Initiative ist eine Basisbewegung, die – nicht zuletzt unter dem Eindruck der COVID-19-Krise – für bessere Arbeitsbedingungen für die Beschäftigten und bessere Lebensbedingungen für die KlientInnen kämpft. Laut der Initiative war das einzig verbindende Element zwischen den verschiedenen betroffenen Kolleginnen, dass sie im Juni an einer Kundgebung der Initiative Sommerpaket in Wien teilgenommen hatten.

Suche nach „Querulanten“

Ebenfalls im Juni 2020 hatten sie nach ihrer Darstellung gemeinsam mit mehr als 70 anderen MitarbeiterInnen des Roten Kreuzes eine Petition an den Betriebsrat unterschrieben. Über Nachfrage haben die AktivistInnen nach ihrer Darstellung nun erfahren, dass die Bereichsleitung auch beim Betriebsrat zu den „Querulanten“ angefragt hatte.

Nun sagt eine betroffene Kollegin: „Eigentlich wollten wir uns nur konstruktiv zur Bewältigung der für uns alle schwierigen und neuen Situation einbringen. Dass das die Antwort darauf ist, darüber bin ich echt schockiert.“ Eine andere Kollegin ergänzt: „Uns wurde bestätigt, dass es in keinster Weise an unserer Arbeitsleistung gemangelt hat. Wir haben sogar ein makelloses Dienstzeugnis erhalten. Das war eine politische Entscheidung.“

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Rotes Kreuz: „Keine Verpflichtung“

Ein Sprecher des Wiener Roten Kreuzes sagt mir gegenüber zu den Vorwürfen, dass es kein „Anstellungsverbot wegen politischer Tätigkeit in der Freizeit“ gäbe. Dass die konkreten KollegInnen nicht mehr wieder eingestellt werden, wird auch nicht bestritten. Es gäbe für Dienstgeber „keine Verpflichtung zur Wiedereinstellung“, so der Rotkreuz-Sprecher.

Die betroffenen KollegInnen wollen sich nun „mit politischen Mitteln“ zur Wehr setzen, wie sie sagen. Für kommenden Mittwoch ist bereits eine Kundgebung vor der Zentrale des Roten Kreuzes in Wien-Landstraße angekündigt. Kolleginnen und Freundinnen aus anderen Bereichen werden dazu aufgefordert, sich mit den betroffenen Kolleginnen solidarisch zu zeigen. Sie wollen jetzt dem Roten Kreuz zeigen, „dass wir diesen repressiven Umgang mit politischer Teilhabe nicht unbeantwortet lassen“.

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