Die Identitären-Tarngruppe „Die Österreicher“ kündigt einen Vortrag mit dem AfD-Mann Maximilian Krah in Wien an.
Sogar innerhalb der extrem rechten AfD gilt Maximilian Krah, der EU-Spitzenkandidat der Partei, nochmals als Rechtsaußen. Und das stellt er jetzt erneut unter Beweis: Am 7. Dezember soll der deutsche EU-Abgeordnete bei der Gruppe „Die Österreicher“ (D05) in Wien referieren. Das kündigt die rechte Truppe per Mail und über soziale Medien an. „Die Österreicher“ sind nichts anderes als die langlebigste Vorfeld-Organisation der neofaschistischen Gruppe Identitäre in Österreich.
Das Symbol der Gruppe wurde gemeinsam mit dem Identitären-Logo in Österreich 2021 sogar offiziell verboten. Meinen Bericht vom Aufmarsch der Identitären in Wien gegen das Verbot findet ihr hier. Die D05-Truppe macht sich auch gar keine Mühe, ihre Verbindungen zu den Identitären zu verbergen.
Die Gruppe "Österreicher" – ein Tarnname der neofaschistischen Gruppe Identitäre – kündigt für 7.12. einen Vortrag in Wien an. Der angekündigte Sprecher ist brisant: Maximilian Krah, der Spitzenkandidat der AfD für die EU-Wahlen. pic.twitter.com/ak55snU2L5
— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) December 2, 2023
Gerade einmal zwei Aktivisten werden von der Organisation ganz offen mit Namen und Gesicht gezeigt: D05-Sprecher Jakob Gunacker, er ist bei so gut wie jeder Aktion der Identitären in Wien vorne mit dabei. Sowie Martin Sellner, das bekannteste Gesicht der Identitären im deutschsprachigen Raum. Bei D05 fungiert Sellner offiziell als „Mitgründer“. Meine Recherche über alle Tarnnamen der Gruppe Identitäre könnt ihr hier lesen.
Update: Am 5. Dezember hat die Gruppe „Die Österreicher“ den Vortrag mit Krah kurzfristig abgesagt. Dieser sei „unerwartet krank“ geworden. Referieren sollen stattdessen Martin Sellner, Jakob Gunacker sowie die Identitären-Kader Philipp Huemer und Gernot Schmidt („Leiter der Wiener Aktionsgruppe“).
Stattfinden soll die Veranstaltung im notorisch bekannten Burschenschaftshaus in der Wiener Florianigasse/Ecke Fuhrmannsgasse. Doch der Vortrag soll bald nachgeholt werden – was also treibt AfD-Mann Maximilian Krah bei den Wiener Identitären?
Heimlichtuerei um den Ort des Treffens
Wo das einschlägige Treffen mit AfD-Mann Krah stattfinden sollte, wollte die Gruppe ursprünglich nicht bekannt geben. Das würde erst kurzfristig einige Tage vor der Veranstaltung veröffentlicht, eine Anmeldung per Mail sei erforderlich. Etwas peinlich übrigens für die Identitären, die so viel Wert auf den Erhalt der deutschen Sprache legen: Aus dem EU-Abgeordneten Krah wird im offiziellen Bild der Veranstaltungsankündigung ein „Abgeordenter“.
Eine kurzfristige Anfrage bei der AfD zur Ankündigung für Krahs Auftritt ist gestellt und wird im Fall des Eintreffen nachgereicht. Bei der Identitären-Vorfeldorganisation in Wien sollte Krah laut Ankündigung zum Thema „Partei und Vorfeld“ referieren. Es passt gut in die Strategie der Identitären.
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Mit ihrem Konzept der sogenannten „Metapolitik“ versuchen sie, in rechten Kreisen die Idee salonfähig zu machen, „Parteiarbeit“ und „Bewegungsarbeit“ zu verschränken. Die Kader der neofaschistischen Gruppe sollen dabei die ideologischen Stichwortgeber:innen für extrem rechte Wahlparteien werden.
„einer der wichtigsten Exponenten des völkisch-nationalistischen Flügels“
Dass gerade Krah nun im Zusammenhang mit den Identitären auftaucht, ist zweifellos ebenfalls kein Zufall. Seine politische Karriere startete er bei der CDU, unter anderem war er zeitweilig Pressesprecher der CDU Dresden. 2016 trat Krah dann zur AfD über und gilt dort laut dem Rechtsextremismusforscher David Begrich als „einer der wichtigsten Exponenten des völkisch-nationalistischen Flügels“. Der „Flügel“ ist die äußerste rechte Fraktion innerhalb der AfD.
Ein Naheverhältnis Krahs zum Milieu der Identitären ist dabei schon länger festzustellen. So veröffentlichte er etwa seinen Text „Politik von rechts“ – den er großspurig als „Manifest“ betitelt – im Verlag Antaios. Und dieser Verlag gehört Götz Kubitschek, dem wichtigsten ideologischen Stichwortgeber der Identitären. Erst Mitte November war Kubitschek auf Einladung von FPÖ-Vorfeldorganisationen in Wien aufgetreten. Als Kubitschek – begleitet von lautstarken Gegenprotesten – eine kurze Ansprache auf der Rampe der Universität Wien hielt, war auch Sellner vor Ort.
Ein Fan der Taliban
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Im Juni 2023 lobte Krah dann laut Frankfurter Rundschau im Podcast von Kubitscheks „Institut für Staatspolitik“ sogar die Taliban. Die FR zitiert ihn mit den Worten: „Das Lustigste, was ich beim Pride Month erlebt habe, war 2021. Da hatte die US-Botschaft in Kabul ganz stolz den Pride Month ausgerufen. Es dauerte keine drei Wochen, bis die Taliban in Kabul eingerückt sind. Ich glaube, dass das die einzig richtige Antwort auf den Pride Month gewesen ist.“
Als Kubitschek nicht so richtig aufspringen will, bekräftigt Krah laut FR nochmals: „Ich finde den [Pride Month] ganz widerlich. Ich finde den ganz widerlich.“ Es passt zu den bekannt homophoben Identitären.
Die Identitären in Wien werden jetzt zunehmend aggressiv. Einem Antifaschisten reißt einer ein Schild aus der Hand. Identitären-Nachwuchs Jakob Gunacker mit homophoben Parolen. Es könnte Frustration über ihren Aufmarsch sein – wo kaum 20 Personen erschienen sind. #w0406 pic.twitter.com/SKkJgh9UZ1
— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) June 4, 2022
Krah steht allerdings seit Oktober 2023 selbst zunehmend unter Druck. Eine Recherche von t-online wirft ihm eine bedenkliche Nähe zu China vor. Krah soll den Anstoß für ein deutsch-chinesisches Lobby-Netzwerk gegeben haben. Ein enger Vertrauter hätte dieses Netzwerk dann direkt aus Krahs Abgeordnetenbüro in Brüssel orchestriert und Politiker:innen in die Diktatur nach China gelotst.
Zeitgleich sei über das Netzwerk Geld aus China in Richtung des Vertrauten geflossen. Es gäbe Hinweise auf Verbindungen zum chinesischen Staat. Der AfD-Spitzenkandidat sagt dazu laut t-online, er sehe keine Interessenkonflikte. Sein Vertrauter würde sich nicht zu zentralen Fragen äußern. Und in Wien soll Krah nun zum Thema „Partei und Vorfeld“ referieren. Vielleicht kann er dabei ja auch etwas zum Einparteienstaat China und dessen Vorfeld sagen.
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