Im NS-Regime wurden 47.035 Menschen vom Wiener Aspangbahnhof deportiert. Nur 1073 Menschen überlebten die Torturen des NS-Terrors. 2017 wurde endlich eine Gedenkstätte eingeweiht. Eine Bildreportage.

Insgesamt rund 47.000 Menschen deportierten die Nazis vom Wiener Aspangbahnhof in die Todeslager des Regimes. Nur rund 1000 Menschen überlebten. 47 Transporte verließen in den Jahren 1939, 1941 und 1942 den Bahnhof.

Es waren vor allem Jüdinnen und Juden, die von Wien-Landstraße aus in die Konzentrationslagern der Nazis deportiert wurden, vor allem nach Auschwitz und Treblinka. Doch auch für Roma und Romnija hat der Bahnhof eine grausame Bedeutung: Hier begann für viele der Porajmos, das Verschlingen, wie die Vernichtung der Roma im Holocaust heißt.

Der Bahnhof lag direkt am Rennweg, einer wichtigen Durchzugsstraße im 3. Bezirk, gleich bei der heutigen S-Bahn-Station Rennweg. Inzwischen ist das Areal ein Stadtentwicklungsgebiet mit einem neuen Wohnviertel. Doch bis zu seiner Schließung im Jahr 1977 war der Aspangbahnhof vor allem für den Güterverkehr ein wichtiger Wiener Bahnhof.

Mitten in der Stadt

Die Anwohner:innen des umliegenden Viertels müssen die Deportationen gesehen haben. Es ist ein klarer Hinweis, dass die Menschen im NS-Regime zwar vielleicht nicht genau wussten, was mit ihren deportierten Nachbar:innen geschah – aber von den Deportationen selbstverständlich wussten. „Die Shoah hat nicht nur in fernen Vernichtungslagern stattgefunden“, sondern eben auch „mitten in der Stadt, vor den Augen der Bevölkerung“, betont auch Historikerin Heidemarie Uhl bei der Eröffnung des Mahnmals im 7. September 2017.

Gleichzeitig kann Wissen natürlich nicht automatisch mit Zustimmung gleichgesetzt werden. Gerade dieses Viertel des Bezirks Landstraße und der angrenzende Bezirk Simmering waren Bastionen der linken Arbeiter:innenbewegung, wo viele Menschen mit dem Widerstand gegen den NS-Terror sympathisierten. Viele andere aber wussten nicht nur, was am Bahnhof geschah, sie unterstützten die Mordmaschine der Nazis auch aktiv.

Es dauerte viele Jahre

Viele Jahren kämpften Opferverbände und andere aktive Antifaschist:innen für ein würdiges Mahnmal für die Deportierten am Aspangbahnhof. Denn jahrelang erinnerte nur ein kleiner und unscheinbarer Gedenkstein an die Ermordeten, Dort fand auch jedes Jahr eine Gedenkverstaltung am Jahrestag der Reichspogromnacht statt. Erst 2017 und im Zusammenhang mit einer Neugestaltung des Areals konnte endlich ein würdiges Gedenken erreicht werden.

Eine Fehlstelle gibt es allerdings, die dringend behoben werden muss: Die deportierten und ermordeten Roma und Romnija werden als Opfergruppe weder am Mahnmal noch in den erklärenden Tafeln erwähnt. Dieses Schweigen über den Porajmos, das sich beim Gedenken an den Holocaust immer wieder zeigt, ist ein Schlag ins Gesicht der Opfer und ihrer wenigen überlebenden Nachfahren.

2018 besuchte ich im Rahmen einer Führung anläßlich des Welt-Roma-Tages, dem 08. April, das Denkmal am Aspangbahnhof. Das Denkmal symbolisiert die immer enger werdenden Schienen, die in einen dunklen Tunnel des Nichts führen. Es ist beklemmend – und gleichzeitig hat es eine eindeutige Botschaft für die Nachgeborenen: Niemals vergessen!

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