Zwischen 1929 und 1933 lebte der russische Revolutionär Leo Trotzki im Exil auf den Prinzeninseln vor Istanbul. Die Ruinen dieser Villa sind bis heute erhalten. Eine Bildreportage.

Im Jahr 1929 hat Leo Trotzki den Kampf gegen Stalin wohl endgültig verloren. Er wird aus der Sowjetunion deportiert und findet ein erstes Exil auf der Insel Büyükada („Große Insel“) vor Istanbul. Bis 1933 lebt und arbeitet Trotzki auf dieser größten der „Prinzeninseln“ vor der türkischen Millionenmetropole. Insbesondere beschäftigt er sich intensiv mit dem aufkommenden Faschismus und der Entwicklung des Stalinismus in der Sowjetunion. Auch zur Lage in Österreich publiziert Trotzki in dieser Zeit. Er ist dabei gut informiert, kein Wunder, er hatte zwischen 1907 und 1914 in Wien gelebt und spricht ausgezeichnet Deutsch.

Die Insel, auf der Trotzki sein erstes Exil findet, ist sehr ruhig. BesucherInnen dürfen sich nur zu Fuß, per Fahhrad oder per Kutsche fortbewegen, private Autos und Taxis waren und sind verboten.  Mit dem Boot dauert es von Prinkipo, wie die Insel oft genannt wird, rund eine halbe Stunde über die Meerenge bis zum europäischen Teil Istanbuls. Die Anlegestelle liegt am Fuße des berühmten Taksim-Platzes, der das Meer auf einem Hochplateau überragt.

Das Haus, in dem Trotzki auf Prinkipo lebt, ist ein abgeschlossener Komplex mit hohen Mauern am Ende einer kleinen Straße. Es ist offensichtlich, dass für die Wahl des Wohnortes Sicherheitsüberlegungen eine wichtige Rolle spielten. Die spätere Enwicklung wird zeigen, dass solche Überlegungen mehr als berechtigt waren.

1933 verlässt Trotzki Prinkipo Richtung Frankreich. Doch auch von dort und später aus Norwegen muss er flüchten, zu weit reicht der Arm des stalinistischen Apparats. Sein letztes Exil findet Leo Trotzki schließlich in Mexico City. Dort wird er am 20. August 1940 von einem stalinistischen Agenten ermordet. Bis heute gibt es weltweit zahlreiche und zum Teil auch durchaus einflussreiche Organisationen, die sich in der Tradition des russischen Revolutionärs sehen.

Zumeist sind die Überreste der Villa auf Prinkipo für die Öffentlichkeit nicht zugänglich. Ich hatte dennoch die Möglichkeit einer Besichtigung. Die Trotzki-Villa vor Istanbul – aus dem Leben eines Revolutionärs.

 

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