Am Samstag wurde ich Zeuge eines rassistischen Angriffs auf der Favoritenstraße in Wien.

Auf einmal knallt es neben mir. Ein Junge, vielleicht 12 oder 13, fliegt mit dem Kopf voran gegen eine Scheibe. Der Täter, ein Mann um die 40, hat scheinbar ganz selbstverständlich zugeschlagen. Ich und andere gehen dazwischen, beschützen den Jungen und kümmern uns dann um ihn. Der Täter geht inzwischen einfach mit seiner Begleiterin weiter.

Die Freundinnen des Buben sind in voller Aufregung, er selbst steht offenbar unter Schock. Die beiden jungen Frauen sind mit Kinderwagen unterwegs. Es dürften Menschen aus der Minderheit der Roma sein. Sie erzählen hastig, dass sie nicht verstehen, was da gerade passiert sei. Der Mann hätte noch „Scheiß Tschuschen“ gerufen und dann einfach zugeschlagen. „Tschusch“, das ist eine üble rassistische Beschimpfung in Wien. Andere Umstehende bestätigen die Schilderung.

Der Täter hat allerdings einen Fehler gemacht. Ganz ruhig setzt er sich – scheinbar außer Sichtweite – auf eine Bank. Dort sehe ich ihn und rufe die Polizei. Ich beobachte ihn, falls er flüchten will. Für den verletzten Buben kommt inzwischen die Rettung.

Als die Polizei eintrifft, sitzt der Typ immer noch auf der Bank. Als er sieht, dass ich ihn gerade identifiziere, kommt er ganz ruhig auf uns zu und versucht, den Angriff zu relativieren. Er wirkt dabei überlegt, das war nicht nur eine Tat im Affekt. Ich stelle mich inzwischen als Zeuge zur Verfügung. Ich gehe davon aus, dass es zu einem Gerichtsverfahren kommt.

Dass der Täter geschnappt wurde, dass Umstehende eingegriffen haben, macht den Angriff auf den Buben um nichts besser. Doch wir dürfen solche Typen auch nicht davonkommen lassen.

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