Der Waffenproduzent und Milliardär Gaston Glock ist tot. Seine Beziehungen zur FPÖ wollte er immer gern diskret halten.
Es ist eine legendäre Szene aus dem Ibiza-Video. „Glock! Glock!“ ruft Johann Gudenus begeistert, der damalige FPÖ-Klubobmann im Parlament. Im Video zeigt Gudenus dann, wie er mit einer Pistole zielt. Und der frühere FPÖ-Obmann Heinz-Christian Strache behauptet dazu, dass der österreichische Milliardär Gaston Glock die FPÖ mit Spenden finanzieren würde. Der jüngst verstorbene Waffenproduzent wäre eine jener Personen, die der FPÖ über Vereine zwischen 500.000 und 2 Millionen Euro zukommen lassen würden.
Schnell mit Glock telefoniert
Glock hat das immer bestritten, Strache hat es später zurückgenommen. Auffällig allerdings ist, dass Strache laut Profil sofort bei Glock anrief, nachdem er von den Ibiza-Aufdecker:innen zum Video befragt worden war – und damit über die baldige Veröffentlichung Bescheid wusste. Das würde eine Rufdatenrückerfassung der behördlichen „SoKo Ibiza“ zeigen.
Laut dem Bericht hat Strache mit Kathrin Glock telefoniert, der Frau des Waffenmilliardärs. Dazu auch mit einer weiteren Nummer, die der Firma Glock GmbH zuordenbar wäre. Ein weiterer Anruf Straches ging übrigens an den jüngst gefallenen Immobilien-Milliardär René Benko.
Tödliche Ware
Glock gilt als einer der erfolgreichsten Waffenproduzenten der Welt, das US-Magazin Forbes schätzt den Reichtum der Familie auf rund 1,1 Milliarden Dollar. Verdient mit buchstäblich tödlicher Ware. Produziert werden die Glock-Pistolen in Deutsch-Wagram bei Wien, im Kärntner Ferlach, in der slowakischen Hauptstadt Bratislava sowie in Smyrna im US-Bundesstaat Georgia. Die Fabrik in Deutsch-Wagram hat dabei noch einen ganz eigenen Beigeschmack.
Denn dort gibt es einen jüdischen Friedhof, der auf drei Seiten von Betonmauern der Firma Glock eingezwängt ist. Der Friedhof dahinter verfällt, schreibt 2017 die Zeit. Dass der Waffenproduzent und Milliardär nicht unbedingt linksradikal ist, wird nicht weiter überraschen. Doch wie nahe stand der Wahl-Kärntner Glock der FPÖ?
Im „engeren Freundeskreis“ von Jörg Haider
Die Verbindungen des Waffenproduzenten und der FPÖ reichen weit zurück. Bereits im November 2000 schreibt etwa der Standard über Glock: Der würde „zum engeren Freundeskreis“ des damaligen FPÖ-Führers Jörg Haider zählen. Haider behauptete sogar, dass Glock genau wegen seiner Nähe zur FPÖ Probleme mit den Steuerbehörden bekommen hätte.
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Dem Unternehmen wurde damals vorgehalten, im großen Stil Steuern hinterzogen zu haben, es gab sogar eine Hausdurchsuchung. Die Ermittlungen wurden später eingestellt. Als die Hausdurchsuchung öffentlich wurde, zeigte sich Glocks guter Draht in die Politik.
Der damalige Finanzminister Karl-Heinz Grasser beauftragte gar eigens die Innenrevision, um die undichte Stelle in seinem Ministerium zu finden. Grasser hatte seinen Ministerposten zuerst auf einem Ticket der FPÖ, dann wechselte er zur ÖVP.
Das Hypo-Desaster
Der Name Gaston Glock tauchte auch rund um eine Investorengruppe bei der notverstaatlichten Hypo Alpe Adria auf, seine genaue Rolle blieb unklar. Die damals im Kärntner Landesbesitz befindliche Bank war der Geldautomat für die extrem rechte Kärntner Landesregierung unter Jörg Haider. Die Not-Rettung der Bank kostete die Steuerzahler:innen in Österreich laut Abschlussbericht rund 9 Milliarden Euro.
Glock selbst hat immer bestritten, das von ihm Geld an die FPÖ oder deren Abspaltung BZÖ geflossen wäre. „Ich habe das BZÖ und die FPÖ nie mit Geld unterstützt – weder aus Firmen- noch Privatvermögen“ behauptete er 2011 gegenüber der Zeitschrift News in einem seiner raren Interviews (News 50/2011, online nicht verfügbar). Im Gegenteil hätte er „jeden Kontakt zu Haider vermieden, als er sich plötzlich dem libyschen Regime und Saddam Hussein zuwandte“. Allerdings wirft diese Darstellung einige Fragen auf.
Glock, Haider und die arabischen Diktaturen
Zum einen war Haider bereits ab 1986 Vorsitzender der FPÖ. Erstmals nach Libyen reiste Haider aber erst im Jahr 1999, drei Jahre später besuchte er dann den irakischen Diktator Saddam Hussein. Da liegen also mindestens 13 Jahre dazwischen.
Offen bleibt bei dieser Darstellung auch, ob Geld an Vereine geflossen ist. Genau dieses System hatte Strache ja auf Ibiza beschrieben (gegenüber Dossier ließ Glock über einen Anwalt ausrichten, dass es niemals Zahlungen an FP-nahe Vereine gegeben hätte). Und schließlich können wir logischerweise auch nicht wissen, ob und welche Verbindungen es im Hintergrund tatsächlich gab.
Mit Haider nach Bagdad und Moskau
Und ganz so stringent wirkt die ganze Geschichte auch nicht. Denn ausschlaggebend für den Bruch zwischen Glock und der FPÖ soll Haiders Besuch bei Saddam Hussein im Februar 2002 gewesen sein. Doch noch einige Monate später machte der damalige FPÖ-Verkehrsminister Mathias Reichhold ausgerechnet Glock zum Aufsichtsrat der staatlichen Flugaufsicht Austro Control.
Zwei Jahre später wurde Glock dann sogar Aufsichtsratschef der staatlichen Flugsicherung. Der Waffenmilliardär hatte Haider übrigens auch bei Auslandsreisen begleitet: Nach Moskau – und auch nach Bagdad.
Straches Privatflug in Glocks Privatjet
Spekulationen, dass Glock auch die Gründung der FPÖ-Abspaltung BZÖ mit drei Millionen Euro finanziert hätte, wurden immer dementiert. Robert Glock, Sohn des Waffenfabrikanten, sagte damals zu Ö24, das sei „völliger Unsinn“. In Glocks Privatstiftung saßen jedenfalls ab 1999 Haiders Quendler und sein Ex-Steuerberater Pöschl.
Auch zum späteren FPÖ-Chef Strache hatte Glock offenbar äußerst gute Beziehungen. So soll Strache vermutlich 2015 oder 2016 sogar eigens mit einem Privatjet zu einem privaten Treffen mit dem Milliardär nach Kärnten gebracht worden sein.
Kickl ist mit an Bord
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Das gibt dessen langjähriger Bodyguard laut Dossier gegenüber der Polizei an: „Der Jet gehörte Herrn Gaston Glock. Wir flogen zu einem Privattermin zu Glock in sein Privathaus am Wörthersee. H.-C. Strache traf sich dort allein mit Glock.“ Strache bestätigt gegenüber Dossier ein Treffen, Glock äußerte sich nicht.
Aus einem in der Krone veröffentlichten Polizeibericht geht hervor, dass „Strache öfters mit Privatjets gereist“ sei. Ermittelt wurden dabei Straches beliebteste Reiseziele: Ibiza, Korfu, Mailand, St. Gallen, Salzburg – und Klagenfurt. Auch der aktuelle FPÖ-Chef Herbert Kickl war mindestens einmal mit an Bord. Der Flug hätte sich dadurch ergeben, „dass Strache einen Termin bei der Firma Glock in Kärnten hatte“, so Kickl.
Hubschraubereinsatz und Aufsichtsräte
Im Ibiza-U-Ausschuss wird Strache übrigens auch explizit befragt, ob er mit der Familie Glock befreundet sei. Das bejaht der frühere FPÖ-Chef laut Standard noch im Juni 2020. Ob er auch schon einmal mit dem Hubschrauber der Glocks geflogen sei? Das will der extreme Rechte damals nicht beantworten.
Was allerdings die Fakten beantworten: Dass die Familie Glock auch unter Schwarz-Blau II ab 2017 wieder einen Aufsichtsratsposten übernehmen konnte. Diesmal bekam Glocks Ehefrau Kathrin den Posten vom damaligen Verkehrsminister und späteren FPÖ-Chef Norbert Hofer. Welchen Aufsichtsratsjob sie bekam? Richtig geraten, einen in der Flugsicherung Austro Control – genau wie schon ihr späterer Mann unter Schwarz-Blau I. Im Jänner 2021 wurde sie schließlich abberufen.
Die FPÖ und die Welt der Superreichen
Auch jenseits von Jets und Privataudienzen gibt es offenbar immer wieder beste Verbindungen von Glock und FPÖ. So besuchte die frühere blaue Regierungsspitze etwa das prominente Reitturnier „Horses and Stars“, das die Glocks ausrichten. Samt extra eingeflogener Stars und Promis wie Chuck Norris, Wesley Snipes, Naomi Campbell, Kate Moss oder Dieter Bohlen.
Mittendrin bei diesem gesellschaftlichen Event der Superreichen: Der damalige Vizekanzler Strache sowie die damalige Gesundheitsministerin Beate Hartinger-Klein – also jene Ex-Ministerin der FPÖ, die der Meinung war, dass andere Menschen von 150 Euro im Monat leben können.
Ebenfalls bei den Glocks aufgeschlagen ist im Februar 2018 der damalige FPÖ-Verkehrsminister Norbert Hofer. Und hier sind wir nun – wie schon bei Kickl – direkt in der FPÖ der Gegenwart. Denn Norbert Hofer ist derzeit der dritte Präsident des Österreichischen Nationalrat. Er hält damit einen der prestigeträchtigsten Posten, den die FPÖ zu vergeben hat.
Was haben die Glocks und die FPÖ davon?
Warum es offenbar seit Jahrzehnten beste Verbindungen zwischen der Waffenfamilie und der extrem rechten Partei gibt? Über ideologische Gründe kann nur gemutmaßt werden, öffentliche Aussagen dazu gibt es nicht.
Klar aber ist, dass die Glocks profitieren würden, wenn die FPÖ an der Regierung ihre Forderungen nach einer Lockerung des Waffenrechts umsetzen würde. Die FPÖ ist auch bekannt für ihren millionärsfreundlichen Kurs. Es würde den superreichen Glocks entgegenkommen.
Und was die FPÖ von der Nähe zur Milliardärsfamilie Glock hat? Das muss offenbleiben. Denn, wie gesagt, Glock bestreitet alle Geldflüsse zur FPÖ …
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