Über den politischen Hintergrund des mutmaßlichen Doppelmörders Friedrich Felzmann.
Die Polizei sucht nach einem Doppelmord in der Steiermark nach dem mutmaßlichen Täter Friedrich Felzmann. Gegen 9 Uhr morgens soll Felzmann nach einem schon länger schwelenden Nachbarschaftsstreit seine Nachbarn in Stiwoll erschossen haben, einem kleinen Dorf in Graz-Umgebung. Eine weitere Person ist schwer verletzt. Gegenwärtig soll er mit einem Gewehr auf der Flucht sein, die Fahndung wurde am Sonntag nachmittag auf den gesamten Schengenraum ausgeweitet.
Am Montag wurde das Auto des Verdächtigen gefunden. In seinem Haus soll laut Medienberichten eine Todesliste gefunden worden sein, nähere Angaben zu potentiellen Opfern stehen noch nicht fest. Die steirische Polizei bestätigt mir gegenüber eine verstärkte Überwachung potentiell gefährdeter Personen und Institutionen.
Zurzeit werden mehrere Personen und Institutionen, abhängig von
der derzeitigen Gefährdungslage, verstärkt überwacht.— Polizei Steiermark (@PolizeiStmk) October 30, 2017
Der Verdächtige soll mit einem weißen Kleintransporter mit dem Kennzeichen GU-5 WTH unterwegs sein.. Und dieser Bus ist nicht unbekannt. Bereits 2016 wurde Felzmann mehrmals angezeigt, nachdem er diesen Bus mit der großen Aufschrift „Heil Hitler“ am hellichten Tag durch Graz fuhr.
Im September 2015 nahm er nach Recherchen von „Rechtsdrall“ an einer Kundgebung der rechtsextremen „Partei der Volkes“ teil. Rechtsdrall hat dazu auch Bilder veröffentlicht. (Mehr zur PDV könnt ihr hier lesen.)
Mutmaßlicher Doppelmörder Friedrich Felzmann (Stiwoll) – PDV, Rechtsextreme, Neonazis, FPÖ-Freunde .@fpoeticker @fpoefails @fabian_schmid pic.twitter.com/F1ibES6NXI
— Rechtsdrall (@RechtsdrallC) October 29, 2017
Ebenfalls aktiv dürfte Felzmann rund um die rechtsextreme Pegida-Bewegung gewesen sein. Auf seinem Youtube-Kanal postet er jedenfalls ein eigenes Video dazu, in dem er sich selbst mit Kommentaren eingeblendet hat.
Interessant auch die Freundschaftsliste von Felzmann auf Facebook. Dort finden sich zahlreiche FPÖ-FunktionärInnen, unter anderem die Wiener (nicht-amtsführende) FPÖ-Stadträtin Ursula Stenzel, FPÖ-Abgeordneter Wendelin Mölzer, die Grazer FP-Gemeinderätin Claudia Schönbacher sowie der Kärntner FPÖ-Klubobmann Christian Leyroutz. Insgesamt waren mindestens 80 Personen mit einem Bezug zur FPÖ mit Felzmann auf Facebook verbunden. Die Zahl der „Freunde“ nimmt nun sehr schnell ab, am Ende des Artikel ist ein Screenshot von 17.30h am 29.10.2017.
Hofer-Leibmaler Manfred „Odin“ Wiesinger und FP-OÖ-Landesrat (und Ex-Abgeordneter) Elmar Podgorschek sollen dem Rechtsextremen laut Bildern von Rechtsdrall in der Vergangenheit auch zum Geburstag gratuliert haben.
Es ist nicht neu, dass Rechtsextreme zur Waffe greifen. Doch dem politischen Hintergrund wird oft wenig Bedeutung beigemessen. Der ORF zeigt in seiner heutigen Nachrichtensendung um 17h den Kleinwagen mit der Aufschrift „Heil Hitler“ und bezeichnet Felzmanns Auftritte als „skurril“, geht darüber hinaus aber noch nicht auf den politischen Hintergrund ein. Die ZIB um 19.30h wird hier allerdings bereits klarer und erwähnt auch die „einschlägigen Aufschriften“ auf dem Kleinbus von Felzmann, während der Wagen mit dem Plakat zu sehen ist.
Der politische Hintergrund von Felzmann und der mögliche Mord müssen nicht unmittelbar zusammenhängen. Felzmann dürfte als eigen gegolten haben, fühlte sich laut seiner Homepage von der Justiz und der SPÖ verfolgt, neigte eventuell zu Verschwörungstheorien. Doch der Hang zum Selbstbild des einsamen Rächers, zu Verschwörungen, zu Waffen und zu wahlloser Gewalt ist in rechtsextremen Kreisen weit verbreitet. Und so ist es eben auch kein Zufall, dass Rechtsextreme immer wieder im Zusammenhang mit solchen Taten auftauchen.
Es gilt weiterhin und immer mehr: Wir müssen über rechten Terror reden!
Der Artikel wird laufend ergänzt.
Screenshots der Freundschaftsliste von Friedrich Felzmann
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