Erhöhung der täglichen Arbeitszeit von 8 auf 10 Stunden und wöchentlich auf 50 Stunden. Die Gewerkschaft stimmt zu. Es ist ein Risiko für FahrerInnen, Fahrgäste und alle VerkehrsteilnehmerInnen.

Bereits ab Oktober soll es einen neuen Kollektivvertrag (KV) für alle BuslenkerInnen geben. Und der hat es in sich – massive Verschlechterungen für alle KollegInnen in den privaten Busbetrieben drohen. In einer Aussendung beschreibt Robert Wurm, Zentralbetriebsratsvorsitzender der ÖBB-Postbus, die Verschlechterungen:

„Durch den neuen Kollektivvertrag wird die wöchentliche Arbeitszeit im Linienverkehr von derzeit 40 Stunden auf 50 Stunden erhöht. Die tägliche Arbeitszeit steigt dabei auf von 8 auf 10 Stunden. Zugleich werden dadurch künftig nicht mehr ab der 9. Arbeitsstunde, sondern erst ab der 11. Arbeitsstunde Überstundenzuschläge ausbezahlt“, so der Betriebsrat der Postbusse.

Ein Artikel auf der Seite der zuständigen Fachgewerkschaft VIDA bestätigt die Aussendung. Dort heißt es zum neuen KV unter anderem: „Die tägliche Normalarbeitszeit für das Fahrpersonal beträgt 10 statt 8 Stunden (…)“. Wenn die „Normalarbeitszeit“ steigt, werden Überstunden auch erst danach ausbezahlt. Auch die Ausweitung auf 50 Stunden wird in diesem Artikel beschrieben. [Edit: Dafür gilt ein Durchrechnungszeitraum von fünf Wochen.] Der KV sei zwischen dem „Fachverband Private Autobusbetriebe“ in der Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft VIDA abgeschlossen worden.

Der Postbus-Betriebsrat zeigt sich in seiner Aussendung empört: „Wir wurden verraten und verkauft. Dass eine Fachgewerkschaft diese kollektivvertragliche Verschlechterung akzeptiert und unterschrieben hat, ist für alle arbeitenden Menschen, die in den vergangenen Wochen gegen eine Verschlechterung der Arbeitszeiten aufgetreten sind, ein Schlag ins Gesicht“, so Wurm.

Die Gewerkschaft begründet die Zustimmung zur Verschlechterung mit dem drohenden 12-Stunden-Tag: „Mit der zahlenmäßigen Festschreibung im KV, ist die Normalarbeitszeit mit 10 Stunden stärker abgesichert“, so die VIDA. Warum die Gewerkschaft ohne jeden Versuch eines Arbeitskampfes gegen 12 Stunden eine Verschlechterung auf 10-Stunden akzepiert, wird nicht erklärt.

Viele KollegInnen, die erst Ende Juni gegen den 12-Stunden-Tag protestiert haben, werden diese Verschlechterung vermutlich als Schlag ins Gesicht empfinden. Auch aus Sicherheitsgründen erscheint die neue Regelung fahrlässig. Wenn die „Normalarbeitszeit“ künftig 10 Stunden beträgt, werden BusfahrerInnen regelmäßig auch so lange hinter dem Steuer sitzen – doch gerade ein Job als LenkerIn bedeutet volle Aufmerksamkeit.

Alle VerkehrsteilnehmerInnen müssen größtes Interesse haben, dass gerade BusfahrerInnen in ihren großen Gefährten hellwach sind. Der neue KV bedeutet letztlich also nicht nur Verschlechterungen für die KollegInnen, sondern auch ein Sicherheitsrisiko – für die FahrerInnen selbst, für die Fahrgäste und für alle anderen VerkehrsteilnehmerInnen.

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