Die Drogeriekette Müller hatte ihren MitarbeiterInnen das Trinken während der Arbeitszeit verboten. Nun musste Müller nachgeben. Doch warum spendet Müller hohe Summen an die ÖVP?
Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit hat die Drogeriekette Müller eine Betriebsanordnung zurückgezogen, wonach Trinken während der Arbeitszeit verboten sei. Eine aus Kärnten bekannt gewordene Regelung war offenbar bundesweit gültig.
Eine Rücknahme der ebenfalls bekannt gewordenen – und ebenfalls rechtswidrigen – Anordnung, dass MitarbeiterInnen ausschließlich in der Freizeit zu ÄrztInnen gehen sollten, wurde bisher nicht bekannt. Es ist nicht der erste Skandal rund um die Müller-Kette.
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Erst im Februar 2017 wurde bekannt, dass Müller eine Kollegin gekündigt hatte, nachdem diese einen Betriebsrat gründen wollte. Im April 2017 wurden dann weitere Missstände bekannt.
Zahlreiche Missstände bei Müller
Die Gewerkschaft GPA-djp hatte bei den österreichischen Beschäftigten der Drogeriekette eine Umfrage durchgeführt. Dabei zeigten sich Missstände wie Taschen- und Spindkontrollen, Arbeitszeitüberschreitungen, erschwerte Urlaubs-oder zu kurzfristige Dienstplanung. All das sei auf der Tagesordnung gewesen.
Tägliche Taschenkontrollen seien laut Umfrage sogar „systematisch“. Die Kontrollen wurden offenbar nicht nur zu Dienstschluss, sondern teilweise auch vor der Mittagspause durchgeführt.
Kontrolle der Taschen vor KundInnen
Besonders diffamierend sei dabei, dass die Kontrollen auch vor KundInnen durchgeführt werden. „Tägliche Kontrollen auch vor Kunden“, schreibt etwa eine Mitarbeiterin in der Befragung. „Taschenkontrollen bis aufs kleinste Seitenfach“, vermerkt eine andere.
Nun musste Müller in einer Frage zurückrudern. Doch es ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Auch der Skandal, dass Müller überhaupt ein klar sittenwidriges Trinkverbot hatte, bleibt bestehen.
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Aufschlussreich ist schließlich auch, wo die politischen Verbündeten von Müller sitzen. Laut einer Aussendung der ÖVP hat die Drogeriekette Müller der ÖVP allein im ersten Halbjahr 2019 bereits 45.000 Euro gespendet.
Großspender für die ÖVP
Die Spende sollte nicht überraschen: ÖVP und FPÖ haben an der Regierung in vielen Bereichen im Sinne der (Handels-)Konzerne gearbeitet. Beim Arbeitsinspektorat etwa sollte das Konzept „Beraten statt strafen“ umgesetzt werden, wenn Betriebe bei rechtswidrigen Missständen erwischt werden.
Der 12-Stunden-Tag bedeutet für Konzerne hohe Einsparungen bei den Überstunden – und gleichzeitig enormen zusätzlichen Arbeitsdruck für die KollegInnen. Der Müller-Konzern weiß also sehr gut, wer seine Verbündeten sind.
Gleichzeitig zeigt der aktuelle Fall aber auch: Öffentlicher Druck wirkt, wenn Betriebe die Rechte von KollegInnen missachten. Im Fall Müller wird es nun zweifellos notwendig sein, diesen Druck aufrechtzuerhalten – und zu verstärken.
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