„Rassist, Faschist, Hooligan“ tönte es von Fans von Slovan Bratislava, die mit rechten Fans aus dem Anhang der Austria verbündet sind. Bei Rapid Wien wurde ein Banner mit der Aufschrift „We hate Homos“ präsentiert.

Am Donnerstag traf Rapid Wien in der Euroleague-Qualifikation auf Slovan Bratislava. Bereits im Vorfeld war klar, dass dieses Spiel fantechnisch brisant werden würde. Die Fans von Slovan sind mit rechten Fans aus dem Anhang von Austria Wien „verbrüdert“, dem Erzrivalen von Rapid. Für FM4 habe ich hier alle Hintergründe aufgeschrieben.

Die Kurve von Slovan ist berüchtigt für ihre einschlägige Ausrichtung. So wurde etwa 2015 ein Banner präsentiert, wo geflüchtete Menschen in das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz gewünscht wurden. Garniert war das Banner mit einem Smiley.

Für Neonazis aus dem Anhang der Wiener Austria ist die Freundschaft mit Slovan vor allem ein willkommener Anlass, um bei Spielen der slowakischen Mannschaft ihre eindeutige Gesinnung zu zeigen. So wird etwa immer wieder die Reichskriegsfahne der Neonazi-Gruppe Unsterblich bei Spielen von Slovan präsentiert. Auch beim Hinspiel in der Slowakei war das wieder der Fall.

 

Eine enge Freundschaft dieser rechten Gruppen gibt es auch zu einschlägigen Fans des FC Brno aus Tschechien. Diese posierten bereits bei der Anreise mit einem Banner der Gruppe. Ein Bild zeigt einen Mann, der dabei einen Hitlergruß macht. Wenig überraschend zeigte sich dann die einschlägige Freundschaft auch in Wien.

Die Wiener Polizei hatte ein Einsatzkonzept präsentiert, das wenig nachvollziehbar erscheint. Anstatt eines Sonderzugs aus Bratislava zum Stadion gab es Autotreffpunkt am anderen Ende von Wien, bei der Endstation der U1 Oberlaa. Von dort fuhren die Fans von Slovan gemeinsam mit verbündeten Austria-Fans mit der U-Bahn durch die Stadt.

 

Eine Garnitur der Linie U4 fuhr somit voll besetzt nach Hüttendorf, nach Aussagen in Fanforen dürfte dort jemand die Notbremse gezogen haben. Angeblich stand die Garnitur dann länger auf den Gleisen, aufgrund der Hitze seien Türen aufgerissen worden. Dabei kam es aber auch zu einschlägigen Sprechchören.

Auf einem Video ist deutlich zu hören, wie Slovan-Fans vor der Polizei den Sprechchor „Rassist – Faschist – Hooligan“ anstimmen. Genau zwischen ihnen steht ein sehr bekannter Fan aus den rechten Kreisen der Austria.

Auch beim immer wieder unterbrochene Marsch der Slovan-Fans Richtung Stadion wurde ein Banner der führenden Austria-Fangruppe „Fanatics“ präsentiert. Die Polizei hat dann offenbar die Ankunft der Fans im Stadion so sehr verschleppt und verzögert, dass diese schließlich gar nicht im Stadion ankamen.

Für die Fußball-Szene ist so etwas allerdings keineswegs eine komplette Niederlage. Einerseits kann zwar das Spiel der eigenen Mannschaft nicht verfolgt werden. Andererseits suchen sogenannte erlebnisorientierte Fans die körperliche Auseinandersetzungen – und auch der gruppendynamische Wert einer gemeinsamen Repressionserfahrung durch die Polizei sollte nicht unterschätzt werden.

Insbesondere bringen solche gemeinsamen Erfahrungen auch Solidarisierungseffekte. Diese werden dann schlagend, wenn es wieder einmal um rechtsextreme oder neonazistische Auffälligkeiten geht. Oft heißt es dann, dieser oder jener sei zwar ein Nazi, aber er hätte in einer problematischen Situation geholfen.

„We hate Homos“ bei Rapid

Auf Seite von Rapid wurde zum wiederholten Mal ein homophobes Banner gehisst. Zur Aufschrift „We hate Homos“ kam ein Logo, das zur Hälfte das Wappen der Wiener Austria darstellt, zur anderen Hälfte jenes von Slovan Bratislava.

Das Banner dürfte aus dem Kern der Fanszene stammen. Es wird im Mittelblock direkt vor dem Banner von „Gioventu`“ präsentiert, einer Sektion der führenden Gruppe „Ultras Rapid“. Es ist nicht das erste Mal, dass aus dem Anhang von Rapid homophobe Banner gezeigt werden.

So wurden etwa rund um die Auseinandersetzungen der Rapid-Szene mit dem ehemaligen Austria-Kapitän Raphael Holzhauser mehrere einschlägige Banner präsentiert. 2016 gab es auch ein großes Banner im Sektor, wo die Fanclubs der aktiven Fanszene der Austria als homosexuell dargestellt wurden. Im Stadtbild von Wien sind ebenfalls immer wieder entsprechenden Aufkleber zu finden.

Regelmäßige Probleme mit homophoben Sprechchören gibt es auch in der Szene der Austria, die beiden Fanszenen stehen sich bei diesem Thema also um nichts nach. Aktuell versuchen beide Vereine, bei Hinweisen auf Diskriminierung vor allem abzuwiegeln. Die Austria verweist etwa darauf, dass der Neonazi-Zusammenhang Unsterblich bereits seit 2013 im Stadion unerwünscht ist.

Das stimmt zwar, doch die Austria erwähnt nicht, dass inzwischen die Kontakte mit der rechten Szene von Slovan vor allem über den führenden Ultra-Fanclub „Fanatics“ laufen. In der Slowakei hängen dann die Fanbanner, die sogenannten „Fetzn“, von Unsterblich und Fanatics bei Spielen auch wieder einträchtig nebeneinander. Zu sehen ist das etwa hier auf einen Screenshot eines Videos vom 1. Mai 2018.

Auch bei Rapid ist vor allem eine Verteidigungshaltung zu bemerken. In einer Presseaussendung des Vereins wurde ich kürzlich auch persönlich kritisiert, nachdem ich ein Interview zu Problemen mit Rechtsextremismus rund um Rapid gegeben hatte.

Eine solche Haltung der Vereine wird allerdings von jenen, die sich problematisch verhalten, klarerweise als Verteidigung durch die Vereine verstanden werden. Wenn die Vereine problematische Fans in Schutz nehmen, kann das noch einen zweiten Effekt haben: die zahlreichen Fans von Austria und Rapid, die keinerlei Interesse an Rechtsextremismus und Diskriminierung haben, könnten so entmutigt werden. Doch genau diese Fans sollten von den Vereinen gestärkt und unterstützt werden.

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