OMV-Chef: „Wenn wir sauberste Luft haben und alle sind arbeitslos, ist das auch ein Problem“
Der Generaldirektor des Öl- und Gaskonzerns OMV, Rainer Seele, erklärt in einem Interview mit dem Wirtschaftsmagazin Trend: „Wenn wir in Österreich die sauberste Luft haben und alle sind arbeitslos, ist das auch ein Problem.“
Nachhaltigkeit stehe nicht im Widerspruch zur Wirtschaftlichkeit – aber das Klimathema könne die Grundsätze der Wirtschaftlichkeit nicht ersetzen, zitiert die Presse den Ölmanager. Die Aussage des OMV-Chefs ist perfide.
Würde sich diese Sichtweise durchsetzen, würde mit der Angst vor Arbeitslosigkeit eine zukunftsweisende Klimastrategie torpediert. Sehen wir uns also das Argument genauer an.
OMV-AktionärInnen cashen ab
Wie bei jedem Konzern geht es auch bei der OMV um Gewinne. Diese sollen möglichst kurzfristig sein, ManagerInnen werden an solchen Erfolgen gemessen. Gewinne können erzielt werden, wenn die eigenen Geschäftsfelder möglichst effektiv bearbeitet werden und wenn die Produktionskosten möglichst niedrig sind.
Im Jahr 2017 hat die OMV für ihre AktionärInnen einen operativen Gewinn von 1,73 Milliarden Euro erzielt. Bei der Präsentation der Zahlen jubelte Seele: „Wir haben die Produktion im zweistelligen Bereich auf ein Rekordniveau gesteigert und die Produktionskosten um 15 Prozent gesenkt.“
Die OMV war früher die staatliche „Österreichische Mineralölverwaltung“. Heute ist sie ein globaler börsennotierter Ölkonzern, die Republik hält nur noch eine Minderheitsbeteiligung. Der größte private Aktionär ist die „International Petroleum Investment Company“, ein Investmentfonds aus den Vereinigten Arabischen Emiraten.
Konzerne wollen Gewinne erzielen
Im Öl- und Gasbereich ist die Gewinnstrategie für einen Konzern klarerweise, so lange wie möglich auf Öl und Gas zu setzen und nur das gesetzlich Notwendige für die Umwelt zu tun. Und es bedeutet – wie bei jedem Unternehmen –, den eigenen MitarbeiterInnen nur genau so viel zu zahlen, damit sie weiter für das Unternehmen arbeiten.
Das ist die generelle und systemimmanente Logik im kapitalistischen Wirtschaftskreislauf. Ein Konzern, der sich dem entzieht, wird sehr bald von der Bildfläche verschwinden. Von globalen (Öl-)Konzernen eine langfristige und nachhaltige Strategie zum Schutz von Mensch und Umwelt zu erwarten, wäre naiv. Es widerspricht schlicht der wirtschaftlichen Grundkonzeption des Kapitalismus.
Konzernchef Seele spricht nun von der Angst vor dem Abbau von Arbeitsplätzen. Es gibt allerdings einige Dinge, die er dabei nicht erwähnt. Ganz grundsätzlich ist die Gegenüberstellung von Arbeitsplätzen und der Zukunft der Menschheit und des Planeten fatal.
Erde wird zur Venus
Es sollte mittlerweile unbestritten sein, dass ein weiterer Klimawandel die Zukunft der Menschheit bedroht. Im Juli 2017 warnte der inzwischen verstorbene weltberühmte Wissenschaftler Stephen Hawking, dass bei einem weiteren Klimawandel Temperaturen von bis zu 250 Grad auf der Erde drohen. Die Erde würde zur Venus. Es wäre das Ende der Menschheit.
Bereits jetzt und in den kommenden Jahren wird der Klimawandel für massive Verwerfungen sorgen. Immer mehr Menschen werden auch in Österreich, Deutschland und Europa wegen der Hitze sterben. Besonders gefährdet sind ältere Menschen und Kinder.
Hunderte Millionen Klimaflüchtlinge
Für große Teile der Menschheit drohen Überflutungen, Unwetter, Hunger und Dürre. Millionen Menschen werden flüchten. Die Internationale Organisation für Migration schätzt die Zahl der Klimaflüchtlinge für das Jahr 2050 auf rund 200 Millionen Menschen. Andere Schätzungen gehen sogar von bis zu 400 Millionen Menschen aus, die flüchten müssen, berichtet die Zeitschrift News.
Zu Beginn könnten die Menschen nach Norden flüchten, also etwa nach Mitteleuropa. Doch sehr bald könnte sich der Prozess umdrehen. Denn mit dem Klimawandel droht das Versiegen des Golfstroms. Damit würde auf Europa eine neue Eiszeit zu kommen.
Für einen Konzern, der auf kurzfristige Gewinnmaximierung setzt, sind solche Szenarien vielleicht nicht relevant. Viele BewohnerInnen dieses Planeten werden das aber vermutlich anders sehen.
Arbeitsplätze und Klimaschutz kein Widerspruch
Doch wie ist das nun mit dem Abbau von Arbeitsplätzen? Natürlich arbeiten heute sehr viele Menschen in der Öl-und Gasindustrie – und natürlich haben diese Menschen Angst um ihre Arbeitsplätze, wenn weniger Öl und Gas verwendet wird. Dieses Problem der scheinbaren Gegenüberstellung von Umwelt und Arbeitsplätzen stellt sich auch in anderen Sektoren, etwa in der Automobilindustrie oder dem Kohlebergbau.
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Doch ein Arbeitsplatz muss nicht automatisch ein Arbeitsplatz in einem ökologisch problematischen Bereich sein. Statt Autos können etwa Straßenbahnen produziert werden, statt Öl können nachhaltige und erneuerbare Energien wie Sonne, Wind oder Erdwärme erforscht und gefördert werden.
Und schließlich können Arbeitsplätze auch erhalten und geschaffen werden, indem die Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich reduziert wird. Das Geld dafür sollte gerade bei der OMV vorhanden sein. Schließlich war auch genug Geld vorhanden, im Frühjahr 2018 die Dividende für die AktionärInnen gegenüber dem Vorjahr nochmals deutlich zu erhöhen.
Arbeitszeitverkürzung ist möglich
Waren es im Vorjahr noch 1,20 Euro je Aktie, wurden 2018 bereits 1,50 Euro je Aktie ausgeschüttet. Das war sogar mehr, als die BörsenanalystInnen erwartet hatten, so die Presse. Und OMV-Chef Rainer Seele, der Arbeitsplätze und Klimaschutz gegenüberstellt?
Seele bezieht ein jährliches Gehalt von rund 2 Millionen Euro, berichtet der Kurier. Zumindest um ihn sind also keine Sorgen angebracht. Ganz anders sieht es mit der Zukunft des Planeten aus – solange die kurzfristige Gewinnlogik der Konzerne nicht hinterfragt wird.
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