Zar Putin will zu imperialer Größe aufsteigen. Dafür ist jedes Mittel recht: Kriege, Geheimdienste, Anschläge und sogar Sex-Partys und Bettwanzen. Putins Helfer sind Trump, FPÖ und AfD. Wie Russland die Welt destabilisiert.
Was hat Moskau gegen Donald Trump in der Hand? Die US-Administration ist inzwischen kaum mehr als eine Sprechpuppe des Kremls. Der rechte Präsident attackiert die Ukraine, während er gleichzeitig seine Gespräche mit Kriegsverbrecher Wladimir Putin lobt.
Trumps Sondergesandter Steve Witkoff schwärmt Ende Februar 2025 nach einem Besuch in Moskau über seine „großartige Diskussion“ mit Putin. Schon zuvor sagte Witkoff, er hätte sogar „eine Freundschaft“ mit Putin aufgebaut. Trumps früherer Kommunikationschef im Weißen Haus, Anthony Scaramucci, deutet gleichzeitig an, dass Trump vom Kreml rekrutiert worden wäre. Trump würde „buchstäblich Putins Argumente“ übernehmen, so Scaramucci. Und er meint, dass Trump „in ihrer Hand wäre“.
Donald Trump, Deckname: Krasnov?
Immer wieder behaupten auch Insider, dass Donald Trump tatsächlich ein Spion des Kremls wäre. Einer dieser Insider ist der ehemalige kasachische Geheimdienstchef Alnur Mussayev. Er schreibt im Februar 2025 auf Facebook, dass er selbst in Sowjet-Zeiten in der 6. Direktion des KGB in Moskau tätig gewesen wäre. Und 1987 wäre seiner Abteilung dann ein großer Fang gelungen.
Die Direktion hätte den damals „40-jährigen amerikanischen Geschäftsmann“ Donald Trump rekrutiert. Codename: Krasnov. Heute würde Trump „zur Kategorie der perfekt rekrutierten Personen“ gehören. Der ehemalige Geheimdienstler liefert keine Belege für seine Behauptung. Doch einschlägige Spekulationen, insbesondere über Trumps ersten Besuch in Moskau im Jahr 1987, gibt es schon lange.
Damals war der heutige US-Präsident noch Immobilienspekulant. Und was wir sicher wissen: Die Sowjetunion bemühte sich damals sehr um Trump und wollte speziell mit ihm gemeinsame Projekte aufziehen, etwa ein Hotel in Moskau. „In den USA gab es viele ambitionierte Immobilienentwickler – warum hatte sich Moskau für Trump entschieden?“, fragt etwa das US-Politmagazin Politico bei einer Beschreibung dieser Reise. Was wir ebenfalls wissen: Der sowjetische (und später russische) Geheimdienst beschafft(e) sich über Zielpersonen sehr gerne sogenanntes „Kompromat“, also peinliches Material.
Trump musste öffentlich erklären, dass er nicht gern angepinkelt wird
Geheimdienste versorgen potentielle Rekruten beispielsweise mit Sexarbeiterinnen und nehmen die sexuellen Handlungen dann heimlich auf Video auf. Und genau das könnte auch bei Trump der Fall gewesen sein, 1987 oder auch später. So besuchte Trump 2013 erneut Moskau, um dort eine Miss-Universe-Veranstaltung auszurichten. Später sollen russische Geheimdienstler einem Angehörigen des britischen MI6 erzählt haben, dass Trump mit einer Gruppe Prostituierter in der Präsidentensuite des Moskauer Hotels Ritz-Carlton gefilmt worden sei.
Laut dem BBC-Journalisten Paul Wood hielt es die CIA später „für glaubwürdig, dass der Kreml über kompromittierendes Material“ über Trump verfügt. Wir wissen nicht, ob das stimmt und ob solche Videoaufnahmen existieren. Was wir wissen: Im Oktober 2021 musste Trump in diesem Zusammenhang bei einer republikanischen Spendengala erläutern, dass es nicht zu seinen sexuellen Vorlieben gehören würde, angepinkelt zu werden.
„Erinnerst Du Dich an die wunderbare Zeit in Moskau?“
Solche „Kompromat“-Operationen seien langfristig angelegt, so der ehemalige sowjetische Agent Viktor Suworow gegenüber Politico. Er erklärt auch, was passiert, wenn sich eines der Zielobjekte in den folgenden Jahren gut entwickelt: „An diesem Punkt sagt man: ‚Klopf, klopf! Erinnerst du dich an die wunderbare Zeit in Moskau? Es war ein wunderbarer Abend. Du warst so betrunken. Du erinnerst dich nicht mehr? Wir zeigen dir nur etwas für deine gute Erinnerung.“

Bild: Michael Bonvalot
Craig Unger hat mehrere Bücher über die Verbindungen von Donald Trump zu Russland geschrieben. In einem Interview mit der ukrainischen Zeitung „Kyiv Independent“ sagt auch er laut t-online, er sei sich völlig sicher, dass Trump vom KGB als Quelle eingesetzt wurde.
Der bekannte US-Historiker Timothy Snyder schreibt in seinem Buch „Der Weg in die Unfreiheit“, dass Trumps Reise nach Moskau 1987 von der damaligen Sowjetunion bezahlt worden wäre. Bei der US-Präsidentschaftswahl im Jahr darauf wollte Trump dann erstmals kandidieren – und schaltete unter anderem einseitige Anzeigen in der New York Times, der Washington Post und dem Boston Globe, wo er die Rolle der USA in der NATO in Frage stellte. Eine Position offensichtlich im Interesse Moskaus.
Ob auch jemand bei Trump angeklopft hat? Wir wissen es nicht. Gut möglich, dass die Realität wesentlich simpler ist und Trump heute schlicht eine gemeinsame ideologische Agenda mit Putin sieht. Eventuell hofft er auch auf hohe Profite für seine Firmen, wenn es keine Russland-Sanktionen mehr gibt. Doch was wir wissen: Russland Präsident Putin begann seine Karriere als Offizier beim sowjetischen Geheimdienst KGB.
Beeinflussung im deutschen Wahlkampf
Während seiner KGB-Zeit war Putin ab 1985 auch in der damaligen DDR stationiert. Und die deutsche Innenpolitik ist für Putin und für Russland auch heute von enormem Interesse. So tauchten etwa kurz vor der deutschen Bundestagswahl im Februar 2025 Videos im Netz auf, wonach die Wahlen in Deutschland zum Nachteil der AfD manipuliert würden. Die Fake-Videos sollen von der russischen Propagandagruppe „Storm 1516“ stammen.
Kein Einzelfall: Russische Trollfabriken verbreiten weltweit Verschwörungserzählungen aus dem Kreml. Unterstützt werden sie von Propaganda-Plattformen wie den Staatsmedien Russia Today oder Sputnik. Die durchgehende Schlagseite: Rechts, antiliberal und verschwörungsideologisch. Doch auch für eher links denkenden Menschen gibt es zielgruppengerechte Propaganda.
Russische Propaganda für jede Zielgruppe
Etwa von der angeblichen Graswurzel-Redaktion „Redfish“. Die 2018 gegründete Plattform gab sich explizit links und wollte angeblich über den Kampf gegen „das ausbeuterische globale System“ berichten. Tatsächlich war die inzwischen eingestellte „Redfish“ nicht mehr ein Ableger der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ruptly.
Chefredakteurin Elizabeth Cocker hatte davor unter anderem bei RT und bei Press TV gearbeitet – dem Staatssender der reaktionären Diktatur Iran. Wie Medien und die Öffentlichkeit aus russischen Quellen manipuliert werden sollen, habe ich auch selbst beobachten können. Im Winter 2024 bekam ich mehrere Artikel für standpunkt.press angeboten.
Ein Honorar wollte der vermeintliche französische Journalist nicht – er bot mir sogar an, dass ich meinen eigenen Namen unter die Texte mit deutlich anti-ukrainischer Schlagseite setzen könne. Im Hintergrund stand wohl der russische Geheimdienst. Hier habe ich diese Geschichte für euch aufgeschrieben.
Beschädigte Autos in Deutschland
Doch es sind nicht nur Medien, es wird auch aktiv sabotiert. In Deutschland flog etwa Anfang Februar 2025 eine Sabotageserie auf, bei der bundesweit hunderte Autos beschädigt worden waren. Die Saboteure hatten Auspuffrohre mit Bauschaum verstopft, dazu hinterließen sie Aufkleber mit dem Slogan „sei grüner!“. Die Sachbeschädigungen sollten also Klima-Schützer:innen in die Schuhe geschoben werden – und die Aktion funktionierte.
„Klima-Radikale attackieren Autos mit Bauschaum“, titelte etwa das Boulevardblatt „Bild“. Tatsächlich aber stand wohl Moskau hinter der Aktion, wie der Spiegel Anfang Februar mit Verweis auf Sicherheitsbehörden berichtet [Paywall]. Auf bild.de ist der Artikel mit deutlich anti-grüner Schlagseite allerdings bis heute online, erst am Schluss wird richtiggestellt, dass Russland für die Aktion verantwortlich sein soll.
Und solche Destabilisierungsversuche sind kein Einzelfall. In Paris etwa tauchten im Herbst 2023 mindestens 250 blaue Davidsterne an verschiedenen Hauswänden auf. Also nur kurz nach dem Angriff der Hamas auf Israel.
Davidsterne auf Hauswänden in Paris
Offenbar sollte einerseits Angst in der jüdischen Gemeinschaft verbreitet werden, andererseits sollte der Nahost-Konflikt in Frankreich geschürt werden. Fotos der Aktion wurden dann mit Computerprogrammen, sogenannten Bots, millionenfach über soziale Medien verbreitet. Ebenso billig wie effektiv.
Als Täter wurde eine Gruppe aus Moldawien ausgeforscht, sie war extra für die Aktion nach Frankreich gereist. Auftraggeber war der Kreml-nahe moldawische Geschäftsmann Anatoli Prizenko. Er hätte mit seiner Aktion angeblich die Juden in Frankreich in Europa unterstützen wollen, behauptete Prizenko gegenüber dem französischen TV-Sender BFMTV scheinheilig, nachdem er aufflog.
Das mehrheitlich rumänisch-sprachige Moldawien war früher ein Teil der Sowjetunion, dort gibt es bis heute Personen mit besten Verbindungen nach Moskau. Damit ist Moldawien ein perfektes Einfallstor für russische Agenten. Dazu stehen russische Truppen auch in der ost-moldawischen Region Transnistrien, darüber gleich noch mehr.
Angebliche Bettwanzen-Plage kurz vor Olympia
Russland soll noch hinter mindestens einem weiteren Destabilisierungsversuch in Frankreich stecken: Knapp ein Jahr vor den Olympischen Spielen im Paris verbreitete sich auf einmal weltweit die Nachricht über die Medien, dass es in Paris eine Bettwanzen-Plage geben würde. Auch hier führen die Spuren offenbar in den Kreml.
Es handele sich um einen Cyber-Angriff, betonte Europaminister Jean-Noël Barrot, zuvor im Kabinett zuständig für den digitalen Wandel: „Die Polemik der Bettwanzen wurde in den sozialen Netzwerken durch Konten künstlich ausgeweitet, die nachweislich russischer Herkunft sind.“ Zusätzlich sei eine völlig falsche Verbindung mit der Ankunft ukrainischer Flüchtlinge hergestellt worden.
Angriffe kurz vor der Wahl in Österreich
Parallel zu Bots, Trollfabriken und Straßenaktionen organisiert das rechte Regime in Moskau auch direkte Cyberangriffe. So wurden knapp vor der Nationalratswahl im September 2024 in Österreich die Webseiten mehrerer Parteien mit sogenannten DDoS-Attacken angegriffen. Dabei wird eine Seite so lange mit Anfragen überflutet, bis sie zusammenbricht. Einige Tage davor waren die Seiten von Verteidigungsministerium und Rechnungshof angegriffen worden, möglicherweise auch der ORF.
Laut Krone hat sich ein Hackerkollektiv mit Russland-Nähe zu den Angriffen auf die Parteiwebsites bekannt. Aus dem Innenministerium in Wien heißt es, dass seit dem Beginn des russischen Angriffs gegen die Ukraine „täglich“ Websites von „westlichen Nationen in Europa“ mit DDoS Attacken konfrontiert wären.
Fast täglich neue Angriffe – das sind Kriegsvorbereitungen
Tatsächlich vergeht inzwischen kaum ein Tag, wo es keine neuen Cyberangriffe gibt. Einmal sind es Regierungsseiten in Österreich, dann Energieunternehmen in Deutschland, dann Banken in der Schweiz, dann Flughäfen in Italien, dann ist es die Eisenbahn in Tschechien: Und immer und immer wieder führen die Spuren in den Kreml.
Russland testet offenbar, wie robust die technische Infrastruktur ist und wo es Angriffsvektoren gibt. Sprechen wir es klar aus: Wer so etwas tut, bereitet einen Krieg vor. Und die Infrastruktur wird nicht nur getestet und angegriffen, sie wird auch aktiv zerstört.
Der hybride Krieg in der Ostsee
Denn vor allem in der Ostsee führt Russland bereits jetzt einen laufenden hybriden Krieg gegen seine Nachbarstaaten. Im Monatsrhythmus kommen inzwischen neue Meldungen über die Beschädigung wichtiger Untersee-Kabel. So wurde etwa Mitte Februar 2025 die Datenleitung C-Lion1 beschädigt, sie verläuft zwischen der finnischen Hauptstadt Helsinki und der norddeutschen Hafenstadt Rostock. Es ist das dritte Mal binnen vier Monaten, dass die Leitung beschädigt wurde, wie die Deutsche Welle berichtet.
Erst Jänner 2025 war zuletzt ein Datenkabel zwischen Lettland und der schwedischen Insel Gotland beschädigt worden. Zu Weihnachten 2024 gab es Schäden am Stromkabel EstLink 2, das Estland mit Finnland verbindet. Und das ist nur eine kleine Auswahl. Verantwortlich sind regelmäßig Schiffe, die im Auftrag von Russland oder dessen Verbündeten China unterwegs sind: Anker werden so lange am Meeresboden mitgeschleppt, bis ein Kabel zerstört ist. Selbstverständlich immer „versehentlich“.
Russische Truppen stehen bereits in Moldawien
Der mörderische Krieg gegen die Menschen in der Ukraine hat lange vor dem Februar 2022 begonnen. Schon 2014 besetzten russische Truppen die ostukrainischen Provinzen Donezk und Luhansk sowie die Halbinsel Krim. Völlig zu Recht sprechen ukrainische und russische Anti-Kriegs-Aktivisti:nnen deshalb heute vom Kriegsbeginn im Februar 2022 als der „vollen Invasion“. Damit betonen sie, dass die Invasion tatsächlich bereits 2014 begonnen hatte.
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Und russische Truppen stehen bereits heute auch noch in einem weiteren osteuropäischen Land: in Moldawien. Genauer gesagt in der moldawischen Region Transnistrien. Transnistrien ist de facto unabhängig von der Zentralregierung, wird real von Russland regiert – und es liegt direkt an der westlichen Grenze der Ukraine.
Ein wesentliches Kriegsziel Moskaus ab der vollen Invasion war ein Vorstoß an der Küste des schwarzen Meeres: Wären die russischen Truppen dort bis Transnistrien vorgestoßen, hätten sie die Ukraine nicht nur komplett vom Meer abschneiden können. Sie hätten damit auch die moldawische Region direkt mit Russland verbunden. Moldawien ist dabei für Moskau wohl nur der erste Schritt.
Rumänien und Georgien im Visier des Kremls
So kam der extreme Rechte Călin Georgescu bei den Präsidentschaftswahlen in Rumänien im Dezember 2024 völlig überraschend auf den ersten Platz. Der öffentlich kaum präsente Kandidat gewann 22,94 % der Stimmen, Umfragen hatten ihn davor wesentlich niedriger gesehen. Georgescu bewundert Wladimir Putin und lobt prominente Faschisten aus dem Zweiten Weltkrieg.
Die Wahl wurde schließlich vom Verfassungsgericht aufgehoben. Es gab begründete Verdachtsmomente, dass Georgescu mit einer koordinierten Online-Kampagne des Kremls gepusht worden war. Der Osteuropa-Historiker Oliver Jens Schmitt sagt: „Auch seriöse Medien gehen davon aus, dass Georgescu ein sogenannter russischer Schläfer sei.“ Also ein russischer Agent.
Kräftig destabilisiert wird auch in Georgien. Die Kaukasus-Republik wird von der rechten und pro-russischen Partei Georgischer Traum regiert (bis 2023 gehörte die Partei als beobachtendes Mitglied zur Sozialdemokratischen Partei Europas, dort trat sie dann aus, um einen Ausschluss zuvorzukommen). Es gibt den Verdacht, dass die letzten Wahlen im Oktober 2024, die einen Sieg von Georgischer Traum brachten, manipuliert wurden.
Der Balkan ist das nächste Ziel
Auch am Balkan mischt Russland kräftig mit. Vor allem Serbien ist ein traditioneller Verbündeter, nicht zuletzt über die gemeinsame orthodoxe und slawische Tradition. Die Führung in Belgrad unter dem extrem rechten Präsidenten Aleksandar Vučić laviert seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine zwar zwischen Russland und dem Westen. Doch Sanktionen gegen Russland werden abgelehnt.

Putin und Ex-FPÖ-Außenminister Karin Kneissl
Es gibt weiter enge Wirtschaftsbeziehungen zwischen Serbien, Russland und China. Der Bayerische Rundfunk nennt Serbien sogar Chinas „Lieblingspartner in Europa“. Russische Oppositionelle dagegen, die in Serbien Zuflucht suchen, werden sogar ausgewiesen. Und jüngst gab es für den Kreml am Balkan noch etwas zu feiern.
In Kroatien gewann der Sozialdemokrat Zoran Milanović die Präsidentschaftswahl im Jänner 2025 in der Stichwahl mit fast 75 Prozent der Stimmen. Von sozialdemokratischen Positionen ist allerdings wenig zu bemerken, er sollte wohl eher als Putins Mann in Kroatien gesehen werden. Die Journalistin Adelheid Wölfl zitiert russische Medien, diese bezeichneten Milanović als „endlich einen vernünftigen europäischen Führer“. Kein Wunder, nachdem der etwa sagte, er werde den Ukrainern nicht „wie ein Idiot zuklatschen“. Der Kreml wird das zweifellos mit Applaus aufgenommen haben.
Ziemlich beste Freunde in Ungarn und der Slowakei
In Ungarn und der Slowakei regieren Parteien mit besten Verbindungen zum Kreml. Im Gegenzug gibt es teils umfangreiche Investitionen, so bauen chinesische Konzerne wie der Batteriehersteller CATL oder der Autokonzern BYD aktuell riesige Werke in Ungarn. Und damit wird Ungarn noch mehr in den russisch-chinesischen Block integriert. Der ungarische Autokrat Viktor Orbán baut das Wahlsystem währenddessen laufend weiter zu seinem Vorteil um (und AfD-Chefin Alice Weidel lobt Ungarn als „großes Vorbild“).

Putin and Xi Jinping besichtigen im Juni 2019 das Automobilwerk Haval in Russland, Bild: Kreml, Lizenz
Gleichzeitig droht Orbán laufend mit der Blockade weiterer EU-Sanktionen gegen Russland. Kräftig unterstützt wird er dabei vom slowakischen Premier Robert Fico. Der Sozialdemokrat hatte erst zu Weihnachten 2024 Kriegsverbrecher Putin in Moskau besucht. Er hätte sich mit Putin über die militärische Lage in der Ukraine ausgetauscht, erklärte er danach.
Russische Wehrmacht in Afrika
Parallel zu den Destabilisierungen in Europa treibt Russland auch seine kolonialen Bestrebungen in Afrika voran. Schwerpunkt der russischen Interessen ist West- und Zentralafrika, in einer Reihe von Ländern hat Russland sogar bereits Truppen stationiert: In Burkina Faso, Libyen, Mali, Niger sowie der Zentralafrikanischen Republik. Früher waren das die Söldner der ehemaligen Gruppe Wagner.
Doch inzwischen wurden diese Söldner ganz offiziell dem Kreml unterstellt. Besonders bezeichnend: Das russische Regime nennt diese Einheiten inzwischen „Afrikakorps“ – die russischen Truppen sind also direkt nach einer Armee der Nazi-Wehrmacht benannt. Hier habe ich diese Geschichte für Dich aufgeschrieben. Das mit Russland verbundene Ungarn will dazu auch noch Soldaten im Tschad stationieren. Hier habe ich diese Recherche für Dich aufgeschrieben.
Russische Zellen im Geheimdienst und die FPÖ
Als FPÖ-Chef Herbert Kickl zwischen 2017 und 2019 Innenminister war, sollte eine eigene Geheimabteilung „zur präventiven Informationsbeschaffung“ mit blauen Vertrauensleuten aufgebaut werden. Und auch im damals FPÖ-geführten Außenministerium dürften die Blauen versucht haben, einen Schatten-Geheimdienst aufzubauen. Das legen Recherchen von SWR nahe.
Führend beteiligt dürfte eine mutmaßliche russische Spionage-Zelle im BVT gewesen sein (es gilt die Unschuldsvermutung). Die damalige FPÖ-Außenministerin Karin Kneissl lebt inzwischen sogar selbst in Russland und verbreitet von dort aus Pro-Putin-Propaganda.
FPÖ als „Einfallstor“ für Russland
Österreichische Ermittler:innen sprechen inzwischen von einer „nachrichtendienstlichen Zelle“ im Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BVT), die für Russland spioniert habe. Ausgespäht wurde demnach eine Vielzahl von Personen, die auffällig oft einen „Zusammenhang mit den Interessenlagen der russischen Föderation“ aufwiesen, heißt es in vertraulichen Akten, aus denen ein Recherche-Verbund von Spiegel, Standard, ZDF und The Insider zitiert.
Die FPÖ sei unter allen österreichischen Parteien jene, die am engsten in russische Spionage verwickelt ist, sagt auch der ehemalige BVT-Chef Peter Gridling. Und, so Gridling Anfang 2025 in einem Interview im Standard: „Die FPÖ war ein Einfallstor für russische nachrichtendienstliche Informationsgewinnung.“ Russland werde „diese Verbindungen weiterhin nutzen“.
Fette Kredite für die rechten Freunde in Westeuropa
Apropos Rechtsaußen: Die extrem rechte französische Partei Rassemblement National (RN, Nationale Sammlung) von Marine Le Pen würde es ohne russische Hilfe heute eventuell gar nicht mehr geben. Einen Kredit von 9,4 Euro Millionen hatte eine russische Bank der Partei 2014 gewährt, laut Le Pen sei die Partei damals in finanziellen Nöten gewesen.
Noch bis 2023 zahlte die Partei nach eigenen Angaben an diesem Darlehen. Im Februar 2022 folgte dann gleich der nächste Kredit, nun waren es 10,6 Millionen Euro. Kreditgeber war diesmal eine Bank aus Ungarn. „Ich unterzeichne einen Kredit mit einer Bank, nicht mit Wladimir Putin“, behauptete Le Pen sichtlich erregt, nachdem die russischen Bankverbindungen bekannt geworden waren.
Der neoliberale französische Präsident Emmanuel Macron konterte trocken: „Sie reden nicht mit anderen Führungspersönlichkeiten, Sie reden mit ihrem Bankier, wenn Sie von Russland reden.“ Klar ist: Auch die Finanzierung von Rechtsaußen-Parteien ist ein Instrument der Destabilisierung.
Ist auch Geld an AfD-Politiker geflossen?
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Der AfD-Fraktion im deutschen Bundestag gehört seit Februar 2025 auch AfD-Rechtsaußen Maximilian Krah an. Beachtlich, nachdem der frühere EU-Abgeordnete Krah davor im Europaparlament aus der AfD-Fraktion ausgeschlossen worden war. Krah gilt sogar innerhalb der AfD noch als besonders weit rechts: So ist er etwa mit der neofaschistischen Gruppe Identitäre eng verbunden und tritt dazu etwa in Wien mit dem deutschen Identitären-Ideologen Götz Kubitschek auf. Im Mai 2024 war dann bekannt geworden, dass ein langjähriger Mitarbeiter von Krah unter Spionageverdacht steht.
Nach Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung gehen Sicherheitsbehörden dem Verdacht nach, ob der Beschuldigte Jian G. über einen längeren Zeitraum hinweg Krah persönlich, dessen Kanzlei und dessen Abgeordnetenbüro mit hohen fünfstelligen Summen finanziell unterstützt hat – und ob dieses Geld möglicherweise vom chinesischen Geheimdienst stammt.
Anklage gegen den „alten Freund“ des AfD-Manns
Krah selbst soll bei einem Besuch in den USA Ende 2023 dann gar vom FBI angesprochen worden sein. Dabei sei ihm vorgehalten worden, dass er Gelder aus Russland angenommen habe, was er bestritt. Was wir jedenfalls wissen: Britische Behörden haben im Februar 2025 Anklage gegen den pro-russischen Aktivisten Oleg Voloshin erhoben. Der soll den britischen EU-Abgeordneten Nathan Gill für eine pro-russische Einflussoperation bestochen haben.
Gill war ein Führer der „Brexit Party“ (heute Reform UK) und ihr Vorsitzender in Wales. Übersetzt: Russland könnte einen führenden Aktivisten der britischen EU-Austrittsbewegung finanziert haben. Und AfD-Mann Krah? Der hat enge Verbindungen zum jetzt angeklagten Voloshin, nennt ihn „alten Freund“ und besuchte ihn zuletzt im November 2024 heimlich in Russland. Wie klein doch die Welt ist. Die Reise bezeichnete Krah auf Nachfrage von t-online übrigens als „privat“. Für alle Beteiligten gilt die Unschuldsvermutung.
Im Hintergrund steht Beijing
Apropos China und Russland: Trotz globaler Destabilierungsversuche muss klar sein, dass Russland heute wirtschaftlich bestenfalls eine Regionalmacht ist. Das russische Bruttoinlandsprodukt (BIP) – also der Gesamtwert aller Waren und Dienstleistungen – liegt inzwischen sogar unter dem BIP von Italien. Russland lebt einerseits vom Export seiner Rohstoffe, vor allem Öl und Gas. Und andererseits von der Zusammenarbeit mit China. Auch den Krieg gegen die Ukraine kann Russland längst nur mehr mit chinesischer Unterstützung führen. Wie Russland dabei zur Kolonie Chinas wird, habe ich hier für Dich aufgeschrieben.
Chinas Dikator Xi Jinping ist heute bereits der große Bruder der Führung in Moskau. Er gibt die Richtung vor. Und gleichzeitig hat auch China globale Ansprüche – das zeigt sich etwa in Zusammenschlüssen wie BRICS oder der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SOZ). Vollmitglieder der BRICS sind neben China und Russland auch noch Ägypten, Äthiopien, Brasilien, Indien, der Iran, Südafrika und die Vereinigten Arabischen Emirate. Es ist eine imposante Liste und sie wird stetig länger.
Zuletzt hat im Jänner 2025 auch Indonesien den Beitritt zu BRICS erklärt – mit knapp 280 Millionen Einwohner:innen ist es allein der viertbevölkerungsreichste Staat der Welt. Zahlreiche weitere Staaten haben Beobachtungsstatus. Und über die SOZ werden zusätzlich viele asiatische Länder eingebunden, etwa Pakistan oder Staaten der ehemaligen Sowjetunion. Die Mehrheit der Weltbevölkerung lebt inzwischen in Staaten, die Mitglieder von BRICS und/oder SOZ sind.
Das ist wirtschaftliche und politische Macht. Und wir können davon ausgehen, dass auch Beijing eigene Destabilisierungsprogramme laufen hat – und dabei gleichzeitig viele russische Projekte mit Wohlwollen sieht oder unterstützt. Das betrifft nicht zuletzt die Unterstützung und Finanzierung der globalen extremen Rechten (innerhalb und außerhalb des EU-Parlaments).
Putin und das Lob des Faschismus
Doch vor allem die russische Führung sieht bei dieser Zusammenarbeit zweifellos auch eine gemeinsame ideologische Basis: Putin steht selbst weit rechts, bereits 1993 nannte er gar die faschistische Pinochet-Diktatur in Chile als sein Vorbild. Laut Putin sei Gewalt „notwendig“, wenn sie private Kapitalinvestitionen befördern oder schützen könne. Das erklärte er damals vor deutschen Wirtschaftsvertretern.
Extreme Rechte im Kreml und im „Westen“ haben damit eine gemeinsame Vorstellung, wie die Gesellschaft der Zukunft aussehen soll: Sie wollen Konzern-Diktaturen mit möglichst wenig sozialen Rechten. Als gesellschaftlichen Überbau und zur Spaltung der Gesellschaft setzen sie auf Rassismus, Sexismus, Homophobie und trans*-Phobie. Und das ist der ideologische Kitt, der die Ultra-Rechten aus vielen Ländern derzeit zusammenhält.
Extreme Rechte sind die Sprechpuppen des Kreml
Dazu destabilisieren extreme Rechte viele Länder gezielt mit ihrer Spaltungspropaganda und ihren Verschwörungserzählungen. Auch das sieht der Kreml zweifellos mit Genugtuung. Besonders deutlich wurde diese Funktion der äußersten Rechten in der Corona-Pandemie. Doch auch die rechte Klimaleugnung von Trump bis zu FPÖ und AfD ist im Sinne der Führung im Kreml.
Im Mai 2024 hatte die FPÖ ein bizarres Verschwörungsvideo veröffentlicht, wo etwa die Rede von einem nur „angeblich menschengemachten“ Klimawandel ist. Und globale Probleme wie „Klimawandel, Seuchen, Kriege, soziale Unruhen“? Das seien doch nur von „den Linken verkündeten Apokalypsen“. Alles über dieses Verschwörungsvideo habe ich hier für euch aufgeschrieben. Dazu führen extreme Rechte auch einen erbitterten Kampf gegen die Windkraft, eine nachhaltige Energieform.
Im Kreml knallen die Champagner-Korken
Energieversorgung durch erneuerbare Energien wie Wind und Sonne sei angeblich nur eine Illusion der „grünen Klima-Fantasten“, behauptet etwa FPÖ-Chef Herbert Kickl im Dezember 2024 auf Facebook. Und AfD-Chefin Alice Weidel schreit beim Parteitag der AfD im Jänner 2025 in Riesa von der Bühne: „Wenn wir am Ruder sind, wir reißen alle Windkraftwerke nieder! Nieder mit diesen Windmühlen der Schande!“ Alles über die rechte Windkraft-Verschwörung habe ich hier für Dich aufgeschrieben.
Ein neuer, unfassbarer Tiefpunkt der Propaganda gegen Windkraft. Doch das ist viel mehr als nur Schwachsinn – tatsächlich geht es den extremen Rechten um die Leugnung der Klimakrise.
➡️Lesen! Der rechte Krieg gegen die Windkrafthttps://t.co/9y1lC85oVb#Riesa #r1101 pic.twitter.com/khZTAtedbX
— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) January 11, 2025
Im Kreml knallen bei solchen Aussagen ohne Zweifel die Champagner-Korken. Denn so werden Spaltkerne in die Gesellschaft getrieben und die klimagerechte Wende wird sabotiert. Gleichzeitig ist Russland selbst weltweit einer der größten Exporteure von Öl und Gas.
Und das bedeutet: Je effektiver die Klimawende verhindert wird, desto mehr Einnahmen sprudeln für die Kriegsverbrecher im Kreml. Dass die gesamte Menschheit dafür in der Klimakrise bitter bezahlen wird, die sich immer mehr zuspitzt? Es ist den Kreml und seine Verbündeten offensichtlich egal.
Russlands Diktator Wladimir Putin und seine Clique im Kreml destabilisieren inzwischen die ganze Welt. Mit Kriegen, mit Geheimdienstoperationen, mit Lügen und Verschwörungserzählungen. Wir müssen hinsehen, bevor es zu spät ist.
Ergänzt um weitere Informationen zu möglichen Beziehungen von Trump zum Kreml.
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