Am Freitag wollen Corona-Leugner*innen mit Autos und LKWs die Stadt Wien blockieren. Davor wollen sie mit ihren Fahrzeugen stundenlang mitten durch den Grünen Prater fahren. Das sind die internen Aufmarsch-Pläne.
Mit einem „Freedom Convoy“ wollen Corona-Leugner*innen am Freitag Wien lahmlegen. Die Corona-Proteste in der kanadischen Hauptstadt Ottawa dienen als Vorbild. Dort blockieren LKW-Fahrer*innen seit Tagen die Stadt. Bei diesen Protesten werden sogar bereits Hakenkreuz-Fahnen gehisst. Und nun wollen Corona-Leugner*innen auch in Wien mit Blockaden beginnen.
In einschlägigen Telegram-Gruppen wird seit Tagen für den Auto-Aufmarsch mobilisiert. Um die Mobilisierung zu planen, wird intern ein laufend aktualisiertes Fact-Sheet mit Routen verteilt, das mir vorliegt. Mobilisiert wird auch mit einem Video, das mir ebenfalls vorliegt. Dort werden die internen Aufmarsch-Routen nach und in Wien erklärt. Das sind die Pläne!
Autos und LKWs mitten im Grünen Prater
In Wien wollen sich die Corona-Leugner*innen ab 12 Uhr mit ihren Autos und LKWs mitten im Grünen Prater sammeln. Vorgesehen ist dafür die gesamte Länge der Prater Hauptallee zwischen Lusthaus und Praterstern. Dieses bewaldete Gebiet ist ansonsten ein wichtiger Erholungsraum für die Wiener Bevölkerung mit zahlreichen Kinderspielplätzen – der zu jedem anderen Zeitpunkt für Autos und LKWs durchgehend gesperrt ist.
Erst vier Stunden später, um 16 Uhr, soll dann abgefahren werden. Damit werden die Autos und LKWs über Stunden den Grünen Prater verstellen. Viele werden aufgrund der Temperaturen mutmaßlich mit eingeschaltetem Motor stehen – und ihre Abgase im Prater verbreiten.
Um 16 Uhr soll sich der Konvoi dann über den Praterstern in Bewegung setzen und anschließend über die Praterstraße, die Aspernbrücke, den Ring und den Kai zurück zur Praterstraße führen. Polizei-Sprecher Daniel Fürst von der Landespolizeidirektion Wien bestätigt mir gegenüber die Anzeige dieser Versammlung auf der Prater Hauptallee. Die angezeigten Versammlungen würden derzeit „rechtlich geprüft“. Meine Frage, warum eine Versammlung mit Autos und LKWs mitten im grünen Prater genehmigt werden könnte, beantwortet die Landespolizeidirektion Wien nicht.
Programmiertes Chaos in ganz Wien
Laut internen Aufrufen wollen die Corona-Leugner*innen anschließend rund um die Praterstraße parken und sich dann zu Fuß zum Heldenplatz beim Ring begeben, wo um 18.30 Uhr eine Kundgebung stattfinden soll. Damit droht ein komplettes Verkehrschaos.
Angezeigt ist die Versammlung laut Polizei-Sprecher Fürst mit 2.500 bis 3000 Fahrzeugen. Damit könnten hunderte oder sogar tausende Fahrzeuge über Stunden durch die engen Gassen rund um den Praterstern fahren und die Luft für die Anwohner*innen verpesten. Betroffen davon wird vermutlich in weiterer Folge nicht nur der zweite Bezirk, die Leopoldstadt, sein.
Das Chaos könnte sich mindestens auf die nahen Bezirke Innere Stadt, Landstraße, Alsergrund, Brigittenau, Floridsdorf und Donaustadt ausweiten. Für den 21. Bezirk, Floridsdorf, ist die Ausweitung sogar bereits angekündigt: Als Parkplatz für LKWs wird die Brünner Straße empfohlen, von wo ein Shuttle zum Heldenplatz angepriesen wird.
Wie lange wollen sie bleiben?
In einschlägigen Gruppen wird bereits dazu aufgerufen, auch in den Nächten von Freitag auf Samstag und von Samstag auf Sonntag Kundgebungen am Ring anzumelden und somit die Ringstraße in einen gigantischen Parkplatz zu verwandeln.
Die Landespolizeidirektion Wien bestätigt mir gegenüber die Anzeige einer Versammlung zwischen Freitag um 22 Uhr und Samstag um 8.45 Uhr. Auch diese Versammlungen würden derzeit rechtlich geprüft, so Polizei-Sprecher Fürst. Meine Anfrage, wie die Polizei damit umgehen würde, falls der Ring illegal zugeparkt würde, wird von der Polizei nicht beantwortet.
Mögliches Chaos auf allen Autobahnen Richtung Wien
Wie zumeist bei den Aufmärschen der Corona-Leugner*innen in Wien stammt ein Großteil der Teilnehmer*innen nicht aus der Bundeshauptstadt selbst, sondern reist aus anderen Bundesländern an. Entsprechend soll es mehrere Konvois aus verschiedenen Richtungen geben.
Ein Konvoi aus dem Westen soll mit dem Treffpunkt am Parkplatz Ansfelden Süd auf der Autobahn A1 bei Linz starten. Dieser Konvoi soll – laut Angaben wohl über die Westeinfahrt – quer durch die halbe Stadt zum Prater fahren. Zwei Trucks sollen diesen Konvoi anführen.
Einen eigenen „Zubringer“ soll es ab Vöcklabruck in Oberösterreich geben. Der andere soll aus Pichl bei Wels auffahren. „Die Führung“ des Konvois soll der LKW-Unternehmer Florian Karl aus St. Georgen mit einem Truck übernehmen. Er werde „genau 80km/h“ fahren, heißt es im internen Factsheet – womit sich bereits auf der A1 eine problematische Verkehrssituation mit umfangreichen Staus entwickeln könnte.
Die Einfahrten nach Wien sollen dicht gemacht werden
Der Konvoi aus dem Süden soll sich ab 12 Uhr am Parkplatz neben dem Burger King in Wiener Neustadt sammeln. Der ursprüngliche Plan wäre dann gewesen, quer durch Favoriten und den Süden von Wien zum Ring zu fahren. Mit dem neuen Treffpunkt Lusthaus im Prater werden stattdessen wohl die Südost-Tangente und der Handelskai blockiert werden. So wird es in einem Video angedeutet.
Ein weiterer Konvoi aus dem Osten soll sich in Schwechat hinter dem Obi versammeln und dann über die Simmeringer Hauptstraße und den Rennweg fahren. Auch hier ist eine Routenänderung Richtung Lusthaus wahrscheinlich. Eine Routenführung für einen Konvoi aus dem Norden würde „noch bekanntgegeben“, heißt es im internen Factsheet.
Für die Wiener Bevölkerung könnte dieses Wochenende jedenfalls ähnlich werden wie in Ottawa. Die Anwohnerin Diane Deans fasst im Gespräch mit dem Redaktionsnetzwerk Deutschland die dortige Situation zusammen: „Sie terrorisieren unsere Bewohner, foltern sie mit unaufhörlichem Hupen, bedrohen sie und hindern sie schlichtweg daran, ihr normales Leben zu führen.“