Erneut schlechte Nachrichten für Klimaleugner:innen: Eine aktuelle Studie belegt erstmals den direkten Zusammenhang zwischen der Klimakrise und den immer heftigeren Hochwassern in Österreich.
Wird schon alles nicht so schlimm in der Klimakrise? Das gilt schon lange nicht mehr. Zuletzt etwa hieß es im September 2024 für große Gebiete in Ostösterreich: Land unter. In Wien war es gar ein 1000-jährliches Hochwasser, wie die Abteilung Wiener Gewässer (MA 45) nach einer Analyse bekannt gab. Das bedeutet: Ein Ereignis, das statistisch eigentlich nur alle 1000 Jahre vorkommen sollte.
Titelbild: Donaukanal und Wienfluss am 15.09.2024. Bild: Michael Bonvalot
In einem durchschnittlichen August regnet es in Wien insgesamt 68 Liter pro Quadratmeter. Doch allein heute hat die Messstation Hohe Warte 110 Liter gemessen. Die S45, die Franz-Josefs-Bahn sowie die Linien 37 und 42 sind unterbrochen. Die Klimakrise ist jetzt. pic.twitter.com/zhf3qEyx3Y
— Michael Bonvalot (@MichaelBonvalot) August 17, 2024
Doch das ist eine gefährliche Illusion: Denn wenn Extremwetter-Ereignisse immer häufiger werden, wird sich auch dieser Schnitt deutlich verkürzen. Bald wird ein 1000-jährliches Hochwasser zum 100-jährlichen Hochwasser, ein 30-jährliches zum 10-jährlichen und so weiter.
Dramatische Folgen für viele Menschen, heftige Schäden an der Infrastruktur
Die Folge der heftigen Regenmassen im September 2024: Im niederösterreichischen Tullnerfeld standen zahlreiche Häuser unter Wasser. Im oberösterreichischen Steyr wurden die Häuser am Ennskai geflutet. In Wien konnten die U-Bahnen nicht mehr fahren und sogar die Promenade am Donaukanal in der Innenstadt war überflutet.
Nach dem Hochwasser konnte die wichtigste österreichische Bahnstrecke, die Westbahn, wegen der Schäden noch über Monate nur eingeschränkt befahren werden. Und nun belegt eine neue Studie erstmals: Es gibt einen direkten Zusammenhang zwischen der Klimakrise und „Hochwasser aufgrund von Starkregenereignissen“.

Starkregen am 18. August 2024 in Wien. Bild: standpunkt.press
Das sei nun „eindeutig belegt“, so die Studienautor:innen. Die Studie ist ein Teil des Forschungsprojekts „Wasser im Klimawandel – Unsere Wasserwirtschaft 2050+“ des ÖVP-regierte Landwirtschaftsministeriums und entstand in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien, der GeoSphere Austria und der Universität Graz.
Eindeutige Belege für den Zusammenhang von Klimakrise und Hochwasser
Im Rahmen dieses Projekts wurde auch eine umfassende Auswertung von Niederschlags- und Abflussdaten in Österreich vorgenommen. Und die Auswertungen der Aufzeichnungen an knapp 900 Messstellen zeigen eindeutig, dass kurzzeitige, extreme Regenfälle seit den 1980er Jahren zugenommen haben.
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Vor allem die Häufung kurzer, intensiver Regenfälle hätte in den vergangenen Jahrzehnten die Hochwassergefahr in kleinen Einzugsgebieten erhöht, so die Ergebnisse der Studie, die das Landwirtschaftsministerium jüngst veröffentlichte. Um diese Häufung wiederum sei eindeutig eine Folge der Klimakrise.
Höhere Temperaturen begünstigen extreme Niederschläge
Die Studie fokussiert zwar auf kleine Gewässer, doch die Ableitungen sind eindeutig: „Höhere Temperaturen ermöglichen es der Atmosphäre, mehr Wasser zu speichern, wodurch extreme Niederschläge begünstigt werden.“
Und, so heißt es im Bericht: Erstmals wurde der direkte Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und pluvialem Hochwasser durch belastbare Messwerte eindeutig belegt. Von einem pluvialen Hochwasser spricht man, wenn dieses durch Starkregen ausgelöst wurde.“
Wir werden bald große Gebiete in Österreich aufgeben müssen
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Der Klima-Experte Reinhard Steurer, Professor für Klimapolitik in Wien, hat auf Twitter/X ein grimmiges Bild für die Zukunft: „Das ist erst der Anfang bei harmlosen 1,5 Grad Erhitzung. Niemand kann sich derzeit vorstellen, wie das bei 3 Grad in der 2. Hälfte dieses Jahrhunderts sein wird. Wir werden dann wohl besser verstehen, wie Wassermassen ganze Talschaften geformt haben.“
Und Experte Steurer geht davon aus, dass etwa „exponierte Alpentäler mit fortschreitender Klimakrise teilweise aufgeben werden“ müssen. In den französischen Alpen etwa sei das Dorf Saint-Christophe-en-Oisans Anfang Juli 2024 bereits so schwer zerstört worden, dass es nur mehr teilweise wieder aufgebaut wird. Es wird auch immer schwerer werden, für Hochwasser-Gebiete noch leistbare Versicherungen zu bekommen.
Diese Städte werden bald überflutet werden
Und das Wasser wird mit dem Anstieg des Meeresspiegels auch global zur immer größeren Gefahr. In Europa könnten etwa die Küsten von Oberitalien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, den Niederlanden und Polen künftig so regelmäßig überschwemmt werden, dass große Landstriche einfach aufgegeben werden müssen.
Weltweit sind auch riesige Mega-Metropolen bedroht. So werden große Teile der thailändischen Hauptstadt Bangkok mit über 15 Millionen Einwohner:innen kaum zu retten sein. Und die indonesische Hauptstadt Jakarta – mit rund 34 Millionen Einwohner:innen eine der bevölkerungsreichsten Großstädte der Welt – wird schon 2050 zu rund einem Drittel unter Wasser stehen, berichtet das Wall Street Journal.
In den USA ist New Orleans wohl nicht mehr zu retten. Und das sind nur einige wenige Beispiele. Welche Städte und Regionen bald vom Meer überflutet werden, habe ich hier für Dich aufgeschrieben.
Die abstrusen Behauptungen der rechten Klima-Leugner:innen
Extreme Rechte und die Verschwörungsszene dagegen versuchen den Menschen immer noch absurde Behauptungen über die Klimakrise einzureden. An der Spitze stehen die rechten Wahlparteien, im Gefolge tummeln sich zahlreiche abstruse Gestalten mit eindeutiger Agenda. So postet etwa der österreichische Verschwörungserzähler Martin Rutter während der großen Überschwemmungen im September 2024 auf Telegram: „Hat irgend jemand Hinweise bezüglich #Wettermanipulation?“ (Sic!).
Die Verschwörungsplattform AUF1 fragt gleichzeitig auf Telegram ihre Follower: „Was steckt ihrer Meinung nach hinter dem aktuellen Unwetter?“ Schon in der Frage wird also angedeutet, dass irgendjemand „dahinterstecken“ würde. Knapp 20.000 Personen haben geantwortet, das (erwartbare Ergebnis) in dieser Blase: 64 Prozent glauben an „menschengemachte Wettermanipulationen“, 17 Prozent an „normale Wetterextreme“, 5 Prozent machen Flussregulierungen verantwortlich und 12 Prozent meinen: „Schlimmer als das Unwetter ist aber die Heuchelei der Politiker“. Den menschengemachten Klimawandel nennen gerade einmal zwei Prozent.
Der Rubel muss rollen
Es ist der neueste Trick der einschlägigen Szene: Nachdem die Klimakrise selbst mittlerweile schlicht nicht mehr zu leugnen ist, werden neue Behauptungen ausgegraben. So werden etwa angebliche Wettmanipulationen behauptet oder es wird einfach der menschengemachte Anteil am Klimawandel infrage gestellt.
Der Hintergrund: Sie brauchen immer neue Geschichten, damit der Rubel weiter rollt. Hier habe ich für Dich die größten Lügen der Klima-Leugner:innen aufgeschrieben und wie du sie widerlegen kannst. Alles über die Geldflüsse der extremen Rechten und der Verschwörungsszene habe ich hier für Dich aufgeschrieben.
Warum solche Studien wichtig sind
In diesen absurden Kreisen wird wohl auch die neueste Studie zum Zusammenhang von Hochwasser und Klimakrise kaum jemanden überzeugen. Die Anführer:innen verdienen viel Geld mit ihren Lügen oder machen damit Wahlkampf, während die Basis oft schon tief indoktriniert ist. Doch es gibt auch viele, die schwanken.
Und für das Gespräch mit diesen Menschen sind solche Studien sehr wichtig. Und dann gibt es natürlich noch eine viel größere Ebene: Wir müssen verstehen, was in der Klimakrise passiert, um dann handeln zu können.
Das aber wiederum ist auch eine klare Botschaft an das ÖVP-geführte Landwirtschaftsministerium, das die Studie beauftragt hat. So hatte der damalige ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer noch im März 2023 ernsthaft behauptet, es gäbe „keinen wissenschaftlichen Beweis“ für die „Untergangsapokalypse“ zur Klimakrise. Nun haben wir den nächsten Beweis.
Doch Studien allein werden sicherlich nicht reichen. Es muss jetzt endlich auch etwas passieren.
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