Immer mehr Menschen sterben in Los Angeles. Der künftige US-Präsident Trump jammert währenddessen, dass beim Brand auch teure Villen seiner reichen Freund:innen getroffen wurden.

Mindestens 24 Menschen sind bereits in den verheerenden Bränden in Los Angeles gestorben, viele weitere wurden verletzt. Unter jenen, die gestorben sind, sind auch mehrere Menschen mit Behinderungen. Sie wurden nicht rechtzeitig evakuiert. Eine von ihnen ist Justin Mitchell: Der Mittdreißiger litt unter der Bewegungsstörung Zerebralparese und war auf einen Rollstuhl angewiesen. Seine Betreuung übernahm sein Vater Anthony.

Titelbild Collage: Symbolbild Feuer in L.A.: Scott; Trump: Gage Skidmore, beide: CC BY-SA 2.0

Als das Feuer immer näher rückte, warteten sie gemeinsam auf die Evakuierung. Ein anderer Sohn, der 46-jährige Anthony Mitchell Jr., sagte zur New York Times, sein Vater habe ihm das noch am Telefon erzählt.

„Das System hat sie im Stich gelassen“

Später rief Anthony Mitchell noch seine Tochter Hajime White an und sagte ihr, dass auf der anderen Straßenseite ein Feuer ausgebrochen sei. Und er sagte ihr, er sei sicher, dass bald Hilfe eintreffen würde. Seinen Sohn wollte er nicht alleine zurücklassen. Später wurden beide nur noch tot gefunden.

„Ich hatte das Gefühl, das System hat sie im Stich gelassen“, sagt Mitchell jr. zur NYT: „Ich denke, das System, das die Menschen, die dort oben gestorben sind, behandelt hat, hat sie im Stich gelassen.“

Der Immobilienspekulant jammert um die Luxus-Häuser

Und während bereits mehr als 100.000 Menschen in Los Angeles ihre Häuser und Wohnungen verlassen mussten und Menschen sogar sterben, plagen den künftigen US-Präsidenten Donald Trump ganz andere Sorgen. In einem bizarren Pressestatement zeigte Trump das vor einigen Tagen. Zuerst erklärt er, es sei eine „wahre Tragödie“, was in Kalifornien passiert. Doch gleichzeitig gibt Trump da schon einen ersten Hinweis auf seine Motive. Denn er hätte „viele Freunde, die in diesen Häusern leben“. Etwa im Luxus-Viertel Beverly Hills, wie er sagt.

Und dann kommt es. Trump wörtlich: „Die größten Häuser, einige der wertvollsten Häuser der Welt, wurden einfach zerstört. Ich weiß es nicht einmal. Sie reden von einer Steuerbasis, und wenn diese Leute gehen, verlieren Sie die Hälfte der Steuerbasis in Kalifornien. Das ist eine wahre Tragödie.“

Und das sagt eigentlich alles über den Zugang des extrem rechten Multimillionärs und Immobilienspekulanten Trump: Was ihm einfällt, wenn es brennt, ist die Zerstörung von wertvollen Häusern. Hier hat Trump wohl ausnahmsweise die Wahrheit gesagt. Ansonsten verbreitet er vor allem abstruse Lügen zu den verheerenden Bränden.

So behauptet Trump etwa, dass eine seltene Fischart, die Stinte, für den Wassermangel in Kalifornien verantwortlich sei. Das ist falsch. Oder der Verschwörungserzähler und künftige Präsident erfindet einfach ein Gesetz.

Trump lügt sich die Welt zusammen

Auf seiner Plattform Truth Social behauptete Trump etwa, dass der demokratische Gouverneur Gavin Newsom sich geweigert hätte, „die ihm vorgelegte Erklärung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung zu unterzeichnen“.

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Tatsächlich gibt es eine solche Erklärung schlichtweg nicht, wie Newsoms Kommunikationsdirektor Izzy Gardon danach klarstellen musste: „Es gibt kein solches Dokument wie die Erklärung zur Wiederherstellung der Wasserversorgung – das ist reine Fiktion.“

Billige Ablenkung vom eigenen Versagen

Worum es bei all diesen Lügen tatsächlich geht: Einerseits will Trump der demokratischen Regierung von Kalifornien die Schuld für die Brände in die Schuhe schieben. Dann sind seine Aussagen zweifellos eine Ablenkung von der fehlenden öffentlichen Infrastruktur, die das Desaster in Los Angeles nun verstärkt. So ist etwa die Feuerwehr in L.A. drastisch unterfinanziert (woran auch die Demokraten schuld sind).

„Wir können den jetzigen Zustand nicht länger aufrechterhalten. Wir haben nicht genug Feuerwehrleute“, sagt Kristin Crowley, die Feuerwehr-Chefin von L.A., dem US-Fernsehsender CNN. Und nun will die künftige Trump-Administration die öffentlichen Ausgaben nochmals weiter dramatisch zusammenkürzen (zuständig dafür ist unter anderem der extrem rechte Multimilliardär und Konzernboss Elon Musk).

Bereits in seiner ersten Amtszeit ab 2016 hatten Trump und seine rechten Republikaner die Trump die Staatsausgaben drastisch verringert. Immer wieder attackierte Trump dabei auch gezielt die US-Katastrophenschutzbehörde FEMA.

„Als hätte eine Bombe eingeschlagen“

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Und schließlich geht es bei Trump immer auch um die Leugnung der menschengemachten Klimakrise. Viele Gebiete von Los Angeles würden aussehen, „als hätte eine Bombe eingeschlagen“, sagt etwa der Sheriff von Los Angeles County, Robert Luna. Laut Gouverneur Newsom könne es allein sechs bis neun Monate dauern, bis alle Trümmer der Brände beseitigt wären.

Die Behörden warnen inzwischen sogar bereits die rund zehn Millionen Einwohner:innen von Los Angeles County: Es könnte sein, dass sie wegen des Feuers und des giftigen Rauchs zur Evakuierung aufgefordert werden müssen. Kurz: Es ist einer der schlimmsten Brände in der Geschichte der USA.

Immer mehr Waldbrände in der Klimakrise

Einzelne Extrem-Ereignisse können niemals direkt auf die Klimakrise zurückgeführt werden. Doch klar ist, dass Extrem-Ereignisse in der Krise immer mehr zunehmen. Es wird heißer, es wird trockener und es gibt weniger Süßwasser.

Durch die zunehmende Trockenheit und Hitze seien Waldbrände deutlich häufiger und intensiver. „Und das wiederum ist eindeutig auf den Klimawandel zurückzuführen“, so Dr. Christopher Reyer vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung im ZDF-Interview. Die Waldbrandsaison wird außerdem immer länger – ein weiteres klares Zeichen für die Folgen der globalen Erhitzung.

Dazu häufen sich die Bedingungen nachweislich, unter denen Feuer leichter entstehen und sich schneller ausbreiten – aufgrund der globalen Erderwärmung: „Es braucht einmal Vegetation, die trocken genug ist, zu brennen. Es braucht die Wärme und Trockenheit der Atmosphäre drum herum. Und es braucht etwas, das das Feuer entzündet. Und die ersten beiden Faktoren lassen sich eindeutig mit dem Klimawandel in Verbindung bringen“, sagt Klima-Experte Reyer.

Trump will die Klimakrise leugnen – zum Nutzen seiner superreichen Freund:innen

Der künftige Präsident Trump dagegen ist ein erklärter Leugner der menschengemachten Klimakrise. Die sei ein „Hoax“, behauptet er faktenwidrig – also ein Schwindel. Als Trump erstmals Präsident war, traten die USA sogar aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aus. Laut US-Medienberichten ist es nun erneut geplant. Und viele wichtige Klimagesetze, die in den letzten Jahren verabschiedet wurden, will der extreme Rechte wieder zurücknehmen.

Wer darunter leiden würde, ist eindeutig: Die große Mehrheit der Bevölkerung in den USA und auf dem gesamten Planeten. Sie können sich vor der Erhitzung und anderen Folgen der Klimakrise kaum schützen und leiden besonders, wenn ein Extremwetter-Ereignisse sie trifft.

Doch klar ist auch, wer von weniger Klimaschutz profitieren würde: Die Superreichen in den USA. Sie können sich auch besonders gut vor den Folgen der Klimakrise schützen. Bis ihre Häuser in Flammen aufgehen.

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